19. März 2012

Schluss

Liebe Reisefreunde,

schon von zu Hause kommt nun der Abschlussbericht:

Die im letzten Bericht angekündigte Wanderung fällt zur Hälfte dem einsetzenden Dauerregen zum Opfer. Der Weg hinab ins urwüchsige Bachtal und an die Küste beeindruckt durch eine urwaldähnliche Vegetation. Der Pfad verläuft zur Hälfte im steilen Bachbett. Eine Dame aus Portugal (geb. Schweizerin) begleitet mich. Unten beginnt es leicht zu nieseln. Das verstärkt sich zu heftigem Dauerregen. Wir brechen die Tour im DorfRestaurant ab. Ein südafrikanisches Paar aus Knysna nimmt uns im Auto wieder mit hinauf, bringt uns sogar bis zur Wild Spirit Lodge..

Die letzte Etappe bis zum Storms River Village ist nur 40 km lang. Auf der sehr gut ausgebauten "Toll Road" gehts glatt und ohne Steigungen schnell voran. Schon mittags bin ich in der "Tsitsikamma Lodge". Dort komme ich im Schlafsaal unter - zunächst wieder allein. Am Nachmittag fahre ich noch zur Storms River Bridge. An der Tankstelle gibts einen ATM um eine Finanzreserve zu besorgen.

Am nächsten Tag besuche ich den Tsitsikamma Park, in dem wir vor 5 Wochen auf der Safari-Tour schon gecampt haben. Ich hole den versäumten "Waterfall Walk" nach. Ein abenteuerlicher Kletterweg über die Felsen der Steilküste führt zu einem idyllischen Wasserfall mit tiefbraunem Wasser. Das Wasser bleibt in einem großen Pool stehen, der zum Meer hin einen kleinen Überlauf besitzt. Der weitere Küstenweg ist dem "Otter Trail" vorbehalten. Schwerbepackte Pärchen wandern auf diesem Kultweg in 5 Tagen bis zum Nature's Valley.

Der nächste Tag führt über die alte Storms River Road mit dem Mountain Bike zum Aussichtspunkt oberhalb der Park-Zentrale. Auch hierher war ich schon vor 5 Wochen im Dauerregen gewandert. Heute zeigt sich der Blick in ganzer Schönheit.

In den nächsten Tagen schließen sich noch einige Fußwanderungen in der Umgebung vom Storms River Village an. Immer landet man in urwaldähnlichen Vegetationszonen - mit riesigen Baumfarnen oder Yellow-Wood-Bäumen. Da ich keine Lust mehr habe auf die - relativ uninteressanten - letzten 200 km bis Port Elizabeth, genieße ich die gepflegte Unterkunft. Inzwischen sind zwei interessante Gäste im Schlafsaal eingezogen, ein Psychologe aus Riedlingen und ein pensionierter Holländer aus Venlo, der ebenfalls mit dem Rad nach P.E. unterwegs ist.

Der BAZ Bus bringt mich am Samstag wieder zurück nach Cape Town. Er ist zwar teurer als der normale Linienbus. Dafür holt er mich aber direkt am Tsitsikamma Lodge ab und bringt mich zum Ashanti Green Point in Cape Town. Außerdem wird die kostenfreie Fahrradmitnahme garantiert.

Überraschend erfahre ich dort, dass morgen, am Sonntag, das große "Argus Race" stattfindet, ein Jedermann-Radrennen über 110 km auf der Kaphalbinsel. Viele Radfahrer bereiten sich schon darauf vor.
Am Sonntag beobachte ich die Starts in 200er-Gruppen (insgesamt über 32.000 Teilnehmer !) und den Zieleinlauf. Leider gibt es dort einen bösen Sturz der Männer, weiter vorne eine Massenkarambolage der schnellsten Frauen...

Bei der windlosen Hitze über Mittag bleibt mir dann nur der Rückzug in den Schlafsaal. Erst am Abend genieße ich nochmals die Stimmung an der Küsten-Promenade und an der Victoria + Alfred Waterfront.
Am Montag bringe ich mein Fahrrad zu den Bailey's. Dazu fahre ich nochmal über den wunderschönen Chapman's Drive nach Kommetije. Die Fahrt strengt weniger an als beim ersten Mal - das macht das Training der bisherigen Radtour. Ich werde wieder großzügig zum Abendessen eingeladen und sogar mit dem Auto zurück nach Cape Town gebracht. Da erspart mir die bei Dunkelheit nicht ungefährliche Fahrt mit der MetroRail.

Der Rückflug mit Lufthansa LH 577 in der Nacht von Dienstag auf Mittwoch klappt völlig reibungslos. Am Mittwoch um 10:00 Uhr bin ich wieder zu Hause.

3. März 2012

Nature's Valley

Hallo liebe Leser,

inzwischen bin ich am Rande des Tsitsikamma National Parks in der Provinz Eastern Cape angekommen. Dieser Park ist das Highlight der Outdoor-Verliebten. Mehrtaegige Wilderness-Wanderungen sind hier moeglich zwischen Urwald, tiefen Schluchten und Meereskueste. Ich denke, dass ich hier noch eine weitere Station in Storms River einlege und dann zurueck nach CapeTown fahre. Die weitere Strecke nach Port Elizabeth bedeutet nochmal 200 km auf der N2 ohne nennenswerte Zwischenstationen.

Zuletzt war ich zwei Tage in Knysna. Der weitere Weg nach Plettenberg Bay beginnt mit einer 4 km langen Steigung; das bedeutet ca. eine Stunde Schieben. Bei der Hitze kommt dies einem Saunabesuch gleich. Die Strasse schlaengelt sich durch ausgedehnte TownShips oberhalb von Knysna, bis wieder die Hochebene vor den Bergen erreicht ist. Diese sind idyllisch gruen. Viehweiden, Farmland und Waelder wechseln sich ab, sehr europaeisch.

Kurz vor Plettenberg verliert die Strasse wieder an Hoehe. Das Bild einer mediterranen Urlaubsstadt bietet sich von oben. Noch in der Oberstadt liegt die Othando Lodge, in der ich wieder zwei Naechte verbringe. Sie besteht aus zwei benachbarten Villen mit schoenen Doppelzimmern und einem eigenen Haeuschen fuer den Schlafsaal. Ein gepflegter Garten bietet eine anheimelnde Atmosphaere.

Die Bucht von Plettenberg ist traumhaft schoen. Man erblickt gegenueber die Tsitsikamma Mountains mit Hoehen bis 1500 m. Auf der anderen Seite der Stadt zieht sich der Robberg Beach bis zum Robberg Nature Reserve ueber 5 km, oberhalb der Duene bebaut mit teuren Urlaubsvillen. Dieses Nature Reserve ist mein Ziel am zweiten Tag. Es gibt einen 9 km langen Kuestenwanderweg, der mit schwierigen Kletterpartien gespickt ist. Nach 5 Stunden bin ich einmal rundum gelaufen, ueber abenteuerlich ungesicherte Klippenwege, Geroell und den Fuss einer 100 m hohen Sandduene.

Die Tour heute fuehrt aus dem Tal wieder hoch auf die Tsitsikamma-Ebene. Nach einer Stunde Schieben bin ich oben. Die "Wild Spirit Lodge" liegt abseits der Strasse mitten in der Waldeinsamkeit. Dennoch gibts eine gepflegte Infrastruktur incl. kostenlosem Internet. Die Besitzer sind leicht alternativ angehaucht und leben zwischen Nachhaltigkeit und Yoga seit 33 Jahren hier oben. Aufschwung fuer die Lodge gabs vor einigen Jahren, als sie sich in einschlaegige Backpacker-Listen eingetragen haben. Im Schlafsaal mit Bergblick bin ich derzeit noch allein.

Morgen ist wieder eine laengere Rundwanderung geplant - offiziell 5 Stunden. Ich denke sie in 7 Stunden zu schaffen.

Viele Gruesse aus der Idylle der suedafrikanischen Bergwelt

Joachim Heidinger