15. Juni 2016

Oslo

Hallo liebe Leser,

das Ziel ist erreicht, Oslo, die norwegische Hauptstadt. Das Wetter hat gut mitgespielt. Bis auf heute blieb es sonnig und warm.

In Göteborg bleibe ich zwei Tage, um die zweitgrößte Stadt Norwegens näher kennen zu lernen. Es besitzt ein schönes Stadtzentrum, eine Uferpromenade mit Museumsschiffen und eine große Fußgängerzone. Außerdem ist es ein Verkehrsknoten in Bezug auf Eisen - und Straßenbahn. Ein Höhepunkt ist auch der botanische Garten mit seinem großen Palmenhaus.

Die nächste Etappe nach Strenungssund ist nur 50 km lang, sie beginnt aber mit Regen und heftigem Gegenwind auf der Hochbrücke über den Göteborg - Kanal. Das Wetter wird zunehmend besser, der Wind bleibt. Der Wald bricht dessen Kraft etwas. Die liebliche Hügellandschaft lässt nicht erwarten, wie oft es bergauf und bergab geht. Strenungssund ist eine kleine Industriestadt mit einer großen Raffinerie und einem unterirdischen Ölkraftwerk. Meine Unterkunft liegt 5 km außerhalb. Das Gasthaus Jordhammer bei einem großen Pferdehof vermietet einfache Doppelzimmer.

Der Weg nach Dingle, bei Munkedal, geht zunächst über die Insel Orust. Die Straßen sind sehr ruhig aber auch sehr bergig. Die Fähre bringt mich nach 45 Minuten Wartezeit ans andere Ufer. Das andere Ende der Insel ist durch eine hohe Brücke mit dem Festland verbunden. Wieder quält mich die Höhenangst. Drüben geht es idyllisch und bergig weiter bis Munkedal. Die Ortsausfahrt beschildert nur die Zufahrt zur Autobahn. Die Straße nach Dingle finde ich nach Bauchgefühl. Wieder lande ich auf einem Bauernhof - diesmal etwas verwahrlost. Die Zimmer sind in einem Anbau an die Scheune eingerichtet.

Der darauf folgende Tag wird zur bisher anstrengendsten Etappe. Es geht über die Grenze nach Norwegen. Die alte Hauptstraße ist abgelöst von der Autobahn. Es verkehren kaum noch Fahrzeuge je näher man der Grenze kommt. Infrastruktur gibt es keine - weder Dörfer noch Läden, die Grenzkontrolle ist unbemannt. Erst in Halden kann ich Getränkenachschub besorgen. Norwegische Kronen gibt's nach längerer Suche am Geldautomaten der Sparkasse. Die verbleibenden 25 km werden nun zur Herausforderung. Um die richtige Ausfahrt zu finden, halte ich mich zunächst an die Hauptstraße 21. Die macht aber dermaßen unnötige Höhensprünge, dass ich ständig schieben muss, sehr zum Ärger der gestressten Autofahrer. Endlich auf der richtigen 118 ziehen sich die Kilometer endlos. Sarpsburg liegt auf dem Bergrücken, so dass die Straße dauernd steigt. Ich erreiche das gebuchte Hotel 1016 Olav erst um 8:30 Uhr nach über 12 Stunden Fahrt.

Sarpsborg feiert sein 1000jähriges Jubiläum, 1016 war das Gründungsjahr. Dazu gibt es am heutigen Tag ein Open-Air-Konzert. Deshalb und weil das Frühstücksbuffet außergewöhnlich umfangreich ist, verlängere ich um einen Tag. Ich entdecke den wasserreichsten Wasserfall Europas eigekeilt zwischen drei Kraftwerken und einer Chemiefabrik, die aus Fichtenholzschnitzeln Zellulose, Ethanol und Vanillearoma gewinnt. Die Anlage mutet etwas veraltet an. Eine neue Anlage zur Produktion von Nanofiber -Zellulose wird gerade gebaut.

Die Fahrt nach Moss beginnt mit der angenehmen Strecke nach Fredrikstad. Die Hochbrücke ist eigentlich wegen Bauarbeiten gesperrt. Ich schiebe durch die in Sonntagsruhe befindliche Baustrasse. In der Stadt erreiche ich gerade noch den Sonntagsgottesdienst, ein sehr katholischer Protestantismus. Die Ortsausfahrt zu finden gelingt nur durch Übrsehen von Sperrschildern für Radfahrer. Auf der Nebenstrecken 118 gelange ich bei sonntäglichem Ausflugsverkehr auf die Hauptstraße 19. Sie führt direkt zum Nesparken in Moss mit dem gleichnamigen Hostel. Das gehört inzwischen den norwegischen Pfadfindern und verlangt unanständige Preise : über 80 Euro für den Einzelwanderer. Ich bezahle wieder einmal für zwei. In Moss beginnt die S-Bahn nach Oslo und verbindet eine gut frequentierte Fähre das gegenüber liegende Ufer des Oslo-Fjords.

Die letzte Radetappe beginnt zunächst unerfreulich. Die schmalen Nebenstraßen werden vom Maut-Vermeidungsverkehr durch Lkws belastet. Bis As versuche ich, die Radroute nach Oslo zu finden. Von dort führt sie aber über einen dermaßen ungepflegten Schotterweg, dass ich beschließe, nur noch Straßen zu nutzen. Mehr durch Zufall gelange ich dann - gegen alle Wegweiser - auf die Tusenfryd - Route. Sie mündet in die 10 km lange Uferpromenade auf der Ostseite des Oslofjords. Der Weg zum Anker - Hostel ist schnell gefunden. Hier übernachte ich vier Nächte für 90 Euro, im Schlafsaal mit eigenem Bad und kleiner Küche.

Die nächsten Tage sind der Stadterkundung mit und ohne Rad gewidmet. Auch ein Besuch des neuen Opernhauses ist gebucht. Sonntag bringt mich die DFDS - Fähre dann nach Kopenhagen zurück. Sie kostet nur ein Fünftel der Kiel-Fähre. Von da geht es mit Zug und Rad nach Gedser und weiter nach Rostock.

Viele Grüße aus dem regnerischen Oslo

Joachim

6. Juni 2016

Göteborg

Hallo liebe Leser,

von Kopenhagen fahre ich direkt zur Fähre nach Helsingör und setze dann nach Schweden über. Die Küstenstrasse heißt Straße der Reichen, weil sich hier grandiose Villen und kleine Badeorte aneinander reihen. Am Terminal wird der Ausweis kontrolliert und direkt die Fahrkarte für nur 30 DKr verkauft. Bei herrlichem Sonnenschein zeigt sich das Schloss von Helsingör in voller Schönheit. Helsingborg ist eine mittlere Großstadt mit internationalen Verbindungen per Zug, Bus oder Schiff. Ich komme in einem Hostel direkt gegenüber vom Hafen im Einzelzimmer unter.

Der nächste Morgen grüßt mit Sonne und leichtem Seewind. Die Ausfahrt auf einer Nebenstraße nach Norden wird schwieriger als geplant. Trotz des Erwerbs von Detailkarten von Südschweden suche ich lange den Weg nach Ängelholm. Alle Wegweiser richten sich nach der neuen Autobahn. Nach der Mittagspause in Ängelholm folgt der anstrengender zweite Teil der Fahrt. Erst geht es über einen 200 m hohen Bergrücken. Zuletzt weht der auffrischende Wind von vorne. Dennoch erreiche ich rechtzeitig mein Ziel in Melbystrand. Das Hostel hat eigentlich wegen Umbauarbeiten geschlossen. Ich erhalte als Alternative zum Einzelzimmer eine komplette Ferienwohnung.

Die nächste Etappe wird kurz, nur bis zum 30 km entfernten Halmstad. Am Ortseingang begrüßt mich der erste LIDL in Schweden. Hier kostet die Wasserflasche nur 4 DKr statt 26 DKr wie in Melbystrand. Ich wohne in einem schönen Hostel am alten Hafen. Der Stadtrundgang offenbart, dass hier in den 60iger Jahren viel mit Abrisssanierung gearbeitet wurde. Heute liegt der Schwerpunkt der Stadtentwicklung beim Wohnen am Wasser.

Das Wetter ist durchwegs sonnig und warm. Das strapaziert die Kondition auf der nächsten Etappe nach Varberg. Dank Stadtplan finde ich sofort den Zugang zur Strandroute nach Falkenberg. Immer wieder öffnet sich der Blick aufs Meer. Auf einer idyllischen Straße erreiche ich Morup. Hier muss ich im Schatten erst eine Abkühlpause einlegen. Die letzten Kilometer nach Vare führen zu einem idyllisch gelegenen Hostel, das mitten im Grünen in einem ehemaligen Bauernhof eingerichtet wurde.

Din heutige Etappe über fast 100 km wird zu einem Höllenritt. Bei warmem Rückenwind finde ich den Trittrhythmus wie im Baltikum wieder. Durch rechtzeitiges Schalten halte ich den auch bei Steigungen durch. Vermeiden muss ich dann aber die zahlreichen krummen Radwege. Nach nur 3 Stunden erreiche ich so das 60 km entfernte Kungsbacka zur Mittagspause. Die weitere Fahrt auf der Straße 158 endet dann aber unvermittelt an der Klassifizierung als Kraftfahrstrasse. Ich muss auf schlecht beschilderte Nebenstraßen ausweichen . Zuletzt führen diese aber ohne Warnung auf die Schnellstraße. Auf den letzten 16 km fahre ich also im vierspurigen Verkehr mit. Kritisch sind eigentlich nur die Ein - und Ausfahrten, weil ich jedesmal den Fahrstreifen überqueren muss. Die rasante Fahrt endet eher als erwartet am Linnéplatz, wo ich ein Bett im internationalen Sechserschlafsaal gebucht habe.

Viele Grüße aus dem sonnigen Süden Schwedens

Joachim

4. Juni 2016

Kopenhagen

Hallo liebe Leser ,

die Scandlines - Fähre soll mich von Rostock nach Gedser bringen. Früher startete sie in Warnemünde. Das Fährterminal wurde zum Seehafen verlegt. Das heißt, ich muss um die gesamte Rostocker Bucht herumfahren. Das dauert zwei Stunden. Im Ticket - Büro bekomme ich für 7 Euro eine Überfahrt mit Fahrrad. Die 11.00 Uhr Fähre ist eine halbe Stunde verspätet, so dass ich sofort mitfahren kann. In der Warteschlange treffe ich ein Paar aus Braunschweig, das den gesamten Weg von Berlin nach Kopenhagen fährt. Alle Quartiere sind bereits vorgebucht. Ich treffe sie wieder in Nyköping.

In Gedser habe ich ein Privatzimmer gebucht. Es ist eine ausgewachsene Ferienwohnung. Ich radle noch zum südlichsten Punkt Dänemarks. Dort gibt es eine kleine Steilküste. Das Wetter ist herrlich. Ich nähere mich dem stabilen Skandinavien - Hoch, das die Unwetter in Deutschland anheizt. Die erste Etappe nach Nyköping sind nur 23 km. Ich möchte mich an das neue Land erst gewöhnen. Mit dem Rad bin ich hier noch nicht gefahren. Die Menschen und der Verkehr sind hier sehr entspannt - der maximale Kontrast zur Hektik in Rostock. Im Vandrerheim (Jugendherberge ) gibt es nur Doppelzimmer. Ich zahle also für zwei !

Der Süden Dänemarks setzt sich aus mehreren Inseln zusammen, die durch Brücken verbunden sind. Eine solche passiere ich auf dem Weg nach Nästved. Es ist die alte Hauptstraße nach Kopenhagen, die heute durch die Autobahn ersetzt wird. Drei Kilometer geht's in 10 m Höhe übers Wasser. Zum Glück hält sich der Wind in Grenzen.

Erst quer über die Insel von West nach Ost, dann schnurgerade auf der alten Hauptstraße entlang der Küste geht's nach Köge, schon im S - Bahn - Bereich von Kopenhagen. In der JH kann ich doch in einem Mehrbettzimmer einziehen, für den halben Preis. Außerdem gibt es eine Waschmaschine, um die Radkleidung zu waschen. Sie trocknet auf der Leine bei Sonne und Wind.

Die letzte Etappe nach Kopenhagen ist nur noch 40 km lang, wird aber durch Irrfahrten um 10 km verlängert. Bei der Ortseinfahrt überrascht mich ein Gewitter. Ich kann es in einem Bushäuschen aussitzen. Bei leichtem Nieselregen verpasse ich die richtige Abzweigung, lande im ehemaligen Hafengebiet, zur Zeit eine riesige Baustelle. Ein neues Stadtviertel entsteht, ähnlich wie in Hamburg. Über Schleichwege erreiche ich dann doch noch das City Hostel. Es ist in dem ehemaligen Europahotel eingerichtet, damals das höchste Gebäude Dänemarks.

Ein erster Rundgang führt zu den Prunkbauten im Stadtkern. Zuletzt besteige ich den Turm des Parlamentsgebäudes, und gewinne einen Überblick über die Stadt.
Der zweite Tag ist einem Radausflug entlang des Fjords gewidmet. Hier waren früher die lokalen Händler angesiedelt. Ganz am Ende stehen zwei Kreuzfahrtschiffe am Kai. Gegenüber ist ein nagelneues Opernhaus entstanden, das nur mit der Fähre erreichbar ist. Nach dem Abendessen genieße ich die späte Sonne am Ufer vor dem Hostel. Einige Mutige schwimmen sogar im Kanal.

Rostock

Hallo liebe Leser,

nach genau zwei Wochen ist die Ostsee erreicht. Ich sitze am Strand von Warnemünde in der Abendsonne.

Von Magdeburg versuche ich den Elbradweg zu nutzen. Schon die Ausfahrt aus der Stadt ist abenteuerlich, weil die Elbeseite gewechselt werden muss. Die Beschilderungen auf der Ostseite ist aber lückenhaft. Erst nach Irrwegen und mehrmaligem Fragen finde ich den beschilderten Weg. Der führt aber kreuz und quer durch die Felder. Ein Highlight ist die Überquerung der Elbe durch den Schifffahrtskanal in einer riesigen Trogbrücke. Im Weiteren verliert die Wegequalität so sehr, dass ich ab Rogatz auf die Nebenstraßen ausweiche.
Dort treffe ich einen fast alle achtzigjährigen Hamburger, der innerhalb von zwei Wochen von der Saalequelle mit dem Rad nach Hamburg fährt. Ich sehe ihn wieder in der Unterkunft in Tangermünde. Dies ist ebenfalls eine Hansestadt mit sehr schöner Innenstadt und einer gigantischen Kirche im Zentrum.

Am nächsten Morgen gönne ich mir dort den protestantischen Sonntagsgottesdienst bis zum Start nach Havelberg. Ich versuche gar nicht mehr, den Elbeweg zu finden, sondern nutze die sehr ruhigen Straßen. In Werben, der kleinsten Hansestadt, bewundere ich den großen Dom. Bis zum Ziel gibt es jetzt noch 4 km Kopfsteinpflasterstrasse. Havelberg besticht durch den beeindruckenden Domberg. Im Mittelalter war es sogar Bischofssitz. Heute ist es nicht mal mehr Kreisstadt.

Das nächste Ziel ist die mecklenburgische Seenplatte. Ich komme in einem skurrilen Hotel unter. Der Besitzer hat sich eine ausgewachsene DDR - Diesellok (V 100) in den Garten gestellt. Weiter geht die Fahrt über Krakow am See nach Güstrow. Hier treffe ich erstmals auf den Fernradweg Berlin - Kopenhagen, der mich noch eine Weile begleiten wird. Bei der letzten Etappe nach Rostock nutze ich ihn ab Schwaan. Er ist gut ausgeschildert und durchweg asphaltiert. Unnötige Umwege werden vermieden. So gelange ich auf schmaler Straße in die Rostocker Südstadt, ein Villenviertel der Reichen. Mit Hilfe eines Stadtplanes finde ich den langen Weg nach Lütten - Klein, wo ich für zwei Tage ein Appartement mit Küche gemietet habe.

Der erste Ausflug geht nach Warnemünde an die Ostsee. Ich genieße den Abend am Meer. Der nächste Tag ist einer Besichtigungstour mit dem öffentlichen Nahverkehr gewidmet. Direkt vorm Hotel startet die Straßenbahn in die Innenstadt. Ich schlendere durch die Fußgängerzone zum Marktplatz, nutze die Bahn zum Bahnhof, besteige dort die S - Bahn nach Warnemünde, kehre zurück zum Universitätsplatz, besuche dort das Museum und die Klosterkirche. Zurück nach Lütten Klein bringt mich schließlich wieder die Straßenbahn.

20. Mai 2016

Reise nach Oslo - Magdeburg

Hallo liebe Reisefreunde,

die Reise nach Norwegen beginnt wie immer an der Haustür. Deshalb durchquere ich Deutschland zuerst von Süd nach Nord von Böhl-Iggelheim bis Rostock. Wegen des Gewichts und auch wegen des schlechten Wetters habe ich diesmal auf ein Zelt verzichtet. Ich buche mich also von Hotel zu Hotel. Ein Bett in der Jugendherberge ist ja kaum noch preiswerter.

Die erste Etappe bringt mich über Worms, Biblis und Seeheim nach Darmstadt. Einen heftigen Regenschauer warte ich unter dem Vordach des Penny-Supermarktes ab. Am Abend bin ich ziemlich geschafft. In der JH in Lohr wird niemand mehr aufgenommen. Daher weiche ich nach Burg Rothenfels aus.Ich übernachte in einer Kemenate der Burg. Der Weg auf dem Main-Radweg ist länger als gedacht. Insgesamt werden es 120 km an diesem Tag.

Da die JH in Bad Kissingen mal wieder ausgebucht ist, lande ich im Landgasthof Zum Hirschen in Ebenhausen. Es ist ein großes Zimmer mit Doppelbett. Die Etappe nach Meiningen folgt der B19, die dank der parallelen Autobahn etwas entlastet ist. Ich bin früh genug in der ehemaligen Residenzstadt, um noch eine Karte für das thüringische Staatstheater zu ergattern. Es gibt Lucia di Lammermoor , Oper von Donizetti in einer beeindruckenden Aufführung. Vor allem die Hauptdarstellerin überzeugt durch Gesang und Mimik.

Anstrengend wird der nächste Tag bei der Überquerung des Thüringer Waldes. Oben auf 450 Höehmetern fällt Eisregen. Unten in Eisenach scheint die Sonne. Ich übernachte im historischen Residenzhaus. Die oberen Etagen beherbergen eine kleine Pension. Es bleibt Zeit für einen ausgiebigen Stadtrundgang. Luther und Bach wurden hier geboren und besuchten dasselbe Gymnasium !

Durch den Nationalpark Hainich führt der Weg nach Nordhausen. Mehrere lange Anstiege machen die Etappe mühsam. Auf der schmalen Nebenstraße quälen sich internationale Vierzigtonner durch die Dörfer - Autobahnvermeidungsverkehr. In Nordhausen finde ich etwas außerhalb ein Zimmer im Hotel am Stadtpark, das noch den DDR-Charme ausstrahlt. Am nächsten Morgen beginnt die Hafz-Überquerung. Diese Tour ist die bisher schönste Bergfahrt. Es geht nur einmal hoch bis Stiege, immer begleitet von den Harzer Schmalsurbahnen. Auf der Nordseite folgt eine rasante Abfahrt bis Quedlinburg , leider etwas getrübt durch zahlreiche Baustellen.

Gestern nun radle ich durch die weite Agrarlandschaft der Magdeburger Börde. In Hadmersleben entwickelt die Syngenta genmanipulierte Pflanzen. Hier gibt es keine Proteste gegen die Ausbringung auf Versuchsfeldern. Magdeburg beeindruckt durch das grossstädtische Flair. Ein intensiver Straßenbahnverkehr und palastähnliche Bürgerhäuser umrahmen die Einfallstrasse. Hier gönne ich mir den ersten Pausentag, um die Stadt ausgiebig zu erkunden.

Viele Grüße aus dem sonnigen Magdeburg

Joachim

3. April 2016

Auckland

Hallo,
 
wieder zurueck in Auckland....
 
Die Tage in Picton sind sehr entspannt. Das YHA ist in einer historischen Villa untergebracht. Die Sanitaereinrichtungen sind zum Teil neu dazugebaut. Es gibt einen schoenen Garten mit Liegestuhl, Picknickbaenken und einer klassischen Veranda. Viele bleiben hier laenger als geplant...
 
Mehrere schoene Wanderungen und Radausfluege gestalten die Woche.  Immer spielen die vielen Buchten (Fjorde) des Marlborough Sound dabei die groesste Rolle. Es gibt dabei beeindruckende Ausblicke auf das Meer und den Hafen von Picton. Manche der jungen Leute marschieren auf dem Queen Charlotte Track drei Tage lang durch die Wildnis. Das Wandern mit Gepaeck erspare ich mir lieber.
 
Blenheim legt bereits hinter den Bergen in einer relativ trockenen und warmen Ebene. Intensiver Weinbau hat sich hier in den letzten 30 - 40 Jahren etabliert. Ich goenne mir zuerst einen Besuch per Bus, um die Stadt kennen zu lernen. Eine zweistuendige Wanderung entlang des Taylor River fuehrt zu einem Museumsdorf. Vor allem das Museum historischer Landmaschinen ist beeindruckend. Die meisten alten Traktoren sind in Privatbesitz und noch betriebsfaehig. Zu den Weinguetern in 10km Entfernung komme ich aber ohne Fahrrad nicht. Deshalb gibt es eine zweite Fahrt mit dem Rad ueber die Berge. Vier der ueber 20 Weinguetern statte ich einen Besuch ab, bei zweien gibt es auch eine kleine Weinprobe...
 
Nach 9 Tagen gehts mit der Faehre wieder zurueck nach Wellington. Wieder bestrahlt die Sonne die eng ans Schiff reichenden Berge, der Wind haelt sich zurueck - eine ruhige Ueberfahrt. In Wellington werde ich vom YHA freundlich begruesst. Drei Tage bleibe ich nochmal hier.
 
WETA ist die aufstrebende Kreativfirma im Vorort Miramar, die seit der Herr-der-Ringe-Trilogie zu Weltruhm aufgestiegen ist - allein schon durch die zwei Oscars. Sie entstand aus zwei jungen Leuten, die ihre Fantasy-Figuren mit verschiedenen Materialen hergestellt haben, und dem Regisseur Sir Peter Jackson. Die Digitalabteilung entwickelt neue Methoden, wie Schauspieler nur noch digital abgetastet werden und der Computer die Fantasyfigur entsprechend bewegt. Avatar ist auf diese Weise entstanden. James Cameron ist daraufhin auch nach Wellington gezogen, um zwei weitere Folgen zu drehen. Ein riesiges Filmstudio ist in einer leerstehenden Farbenfabrik dazugekommen und ein eigenes Kino. Man kann die Werkstatt und ein kleines Museum mit Originalutensilien aus den verschiedenen Produktionen besichtigen.
 
Am 1. April bringt mich dann der Kiwi Rail Scenic Express in 11 Stunden wieder nach Auckland. Diesmal beschraenkt sich die Verspaetung auf 20 Minuten. Die Stadt begruesst mich mit einem unangenehmen Regenschauer. Da der Zug in einem Vorortbahnhof endet, sind insgesamt fast 5 km bis zum YHA zurueckzulegen. Dort hat sich der Schauer dann gelegt.
 
Mein Hauptproblem wird es sein, hier mein Fahrrad wieder zu verkaufen. In Neuseeland gibt es zwar erstaunlich viele Second Hand Shops. Diese verkaufen die gebrauchten Sachen aber oft zu einem ungewoehnlich niedrigen Schleuderpreis. Mein erstes Angebot sind nur $50 (bei einem Kaufpreis von $500). Morgen bin ich um 10:00 Uhr mit einem weiteren Haendler verabredet. Mal sehen was sich dort ergibt... 
 
Heute nutze ich das Rad nochmal, um die Stadtteile im Westen zu besuchen. Vor allem Ponsonby besitzt zahlreiche viktorianische Villen. Die Landspitze am Coyle Park laedt zu einer laengeren Pause ein. Die Regenschauer sind nur noch kurz, sonst scheint wieder die Sonne und es ist warm.
 
Viele Gruesse aus dem sonntaeglichen Auckland
 
Joachim

21. März 2016

Picton, Südinsel

Hallo,

nun bin ich doch noch auf der Südinsel Neuseelands gelandet...

Von Turangi aus unternehme ich noch eine größere Tagestour über den 360 m höheren Sattel der NH 47 nach National Park, als Übung für die Weiterfahrt zum Lake Roropounamy. Am nächsten Morgen beginnt die letzte große Etappe mit vollem Gepäck. Das Panorama über den Tongariro Park begeistert trotz der vielen Steigungen. In National Park komme ich im Skihaus unter, einem sehr gepflegten Hostel. Hier hat die letzte große Personenstrecke von Kiwi Rail ihren höchsten Bahnhof.

Am nächsten Tag besuche ich zwei technische Höhepunkte der Bahn , die Raurimu Spirale und die Makatote Bridge. Leider sind gerade Gleisbauarbeiten, also kaum Zugverkehr. Der nächste Ausflug führt zum höchsten Vulkan auf der Nordinsel, zum Whakapapa Skifield auf 1630 m, mein höchstgelegenes Ziel.

Die Weiterreise erfolgt ab hier mit dem Zug. Mit eineinhalb Stunden Verspätung startet der luxuriöse Panoramazug nach Wellington. Fahrrad und Gepäck verschwinden im Gepäckwagen. Für Bahnfans gibt es einen offenen Wagen am Zugschluss. In Wellington ist es schon stockdunkel. Mein Bett im YHA ist zum Glück schon gebucht.

In Wellington läuft gerade das NZ-Kulturfest. Das nutze ich zweimal aus. Viele Museen sind kostenlos. Zwei große Tagestouren mit dem Rad führen ans Meer, den Red Rock Bay und die Kapiti Coast. Der Hutt River Trail führt in ein weites Seitental. An den übrigen Tagen besuche ich das NZ National Museum.

Am Palmsonntag bringt mich die Interislander Ferry dann in drei Stunden nach Picton. Die Hälfte der Fahrt geht's durch den engen Queen Charlotte Sound, eine beeindruckende Schiffsreise. Hier bin ich in einem Achterzimmer im YHA The Villa untergekommen. Erst heute kann ich ein unteres Bett beziehen. Die ersten Ausflüge zu Fuß und mit Rad gehen entlang der wunderschönen Küstenwege von Marlborough.

Viele Grüße aus dem sonnigen Picton


Joachim

6. März 2016

Turangi

Hallo,

ab jetzt geht's ins Landesinnere, das vulkanische North Plateau. Die erste Etappe führt nach Rotorua. Die verkehrsarme SH 36 steigt bis auf 500 m. Dann geht's lange abwärts zum Lake Rotorua. Dieser ist in grauer Vorzeit als Vulkankrater entstanden. Rings um den See dampft und blubbert die Erde. Es riecht intensiv nach Schwefelwasserstoff, nach faulen Eiern. Mehrere Parks erlauben auf angelegten Wegen den kochenden Löchern ganz nahe zu kommen. Höhepunkt ist der Pohutu Geyser im Te Puia Park. Er wird ganz von den Maori geleitet. Sie erzählen viel aus ihrer Tradition und führen die Riten auch für die Touristen vor. Ein Radausflug führt zu drei vulkanisch entstandenen Seen in den Bergen. Bei einer Seeumrundung finde ich ein kleines Eisenbahnmuseum in Ngonghotaha und einen sehr beeindruckenden Park Hells Gate bei Tikitere. Die Besteigung des Hausbergs liefert ein beeindruckendes Panorama der Seenlandschaft.

Nur als Zwischenstation für eine Nacht bleibe ich in Waiotapu. Es besteht nur aus einer Tankstelle und dem Waiotapu Tavern. Von hier erreicht man aber schnell das Thermal Wonderland. Es zeigt mineralische Seen in schillernden Farben und große Mudpools mit kochendem Schlamm.

Am nächsten Tag regnet es leider wieder. Ich starte trotzdem, weil das YHA in Taupo schon bezahlt ist. Über die fast verkehrsfreie Broadlands Road steige ich nochmals auf 500 m. Unterwegs lege ich eine Mittagspause an der Kantine eines großen Sägewerks ein. Freundlich wird mir gleich ein heißer Tee angeboten. Die bis zu 20 m hohen Kiefern werden hier zu Zaunpfählen verarbeitet ..Taupo erreiche ich im Dauerregen. Im schönen Dreierzimmer ist alles schnell wieder getrocknet. Die folgenden Tage am Lake Taupo, dem größten Süßwassersee Neuseelands sind sonig und heiß. Der erste Ausflug führt zu den Huka Falls, wo der Waikato River 10 m in die Tiefe donnert. Eine Tageswanderung brauche ich für den Great Lake Walkway. Ein Radausflug führt zur Acacia Bay, wo die Maori ein großes Bild in den Fels gemeiselten haben.

Die bisher letzte Etappe bringt mich nach Turangi, ins Herz des vulkanischen Gebirges. Die Fahrt auf der Uferstrasse des Lake Taupo ist wenig anstrengend, an einer kurvigen Engstelle dann doch wieder gefährlich. Schon am Ortseingang buche ich für den Samstag beim I-Site den shuttle Bus zur Tongario Alpine Crossing. Das ist die eintägige Kultwanderung für Neuseeländer. Sie führt über 19 km von 1100 m auf 1960 m und wieder auf 700 m hinunter. Dafür bleiben nur 8 Stunden Zeit... Morgens um 6.00 Uhr holt mich der Bus am Hostel ab. Um 7.20 Uhr starte ich. Zahlreiche, vor allem junge Leute sind unterwegs. Über einen ersten Sattel gelangt man in eine mondähnliche Kraterlandschaft. Vom höchsten Punkt öffnet sich der Blick über mehrere Vulkankegel ,abenteuerliche Lavaformationen und schrill gefärbte Seen. Der Abstieg beginnt mit Sandsurfen, auf steilem Sandabhang. Zum Glück konnte ich Wanderstöcke beim Hostel ausleihen. Der Abstieg ist gut ausgebaut, aber endlos. Am Ziel bin froh, im Bus wieder zum Hostel gebracht zu werden. Heute fahre ich nach der Sonntagsmese, zum Teil in Maorisprache, entspannt den Tongariro River Walkway. Dann bleibt Zeit zum Weiterführen der Mailberichte.

Viele Grüße

Joachim

Tauranga

Hallo,

Natürlich kamen die Grüße beim letzten Bericht aus Whangamata.
Inzwischen bin ich mehrere Stationen weiter gereist.
Von Whangamata ging über den Berg nach Waihi Beach. Der letzte Abschnitt im Golden Valley ist wirklich malerisch. Dort komme ich in einer Hütte auf dem sehr komfortablen Campground unter. Ein ständig beendet Vietnamvereran ist mein Zimmergenosse.Von dort besuche ich die Bergbauregion in Waihi. Eine riesige Grube zeugt vom Goldabbau bis in die siebziger Jahre. Eine Museumsbahn fährt noch in die Karangahake Gorge. Dort sind die alten Stollentunnels noch zugänglich.
Nächster Halt ist in Katikati. Ich wohne in einem ehemaligen Luxusmotel, das nach Insolvenz jetzt als Hotelzimmer vermarktet wird. Schwerpunkt des Ortes sind die großen Kiwiplantagen. In der Erntezeit ist das Hostel ausgebucht. Das besondere an Stadt sind Murals, wie in Nordirland. Sie stellen aber Szenen aus der Geschichte des Ortes dar.
Von dort geht es über die Suicide Road nach Tauranga. Der Highway 5 gilt wegen des starken Schwerverkehrs und der engen Kurven als besonders gefährlich. Zu allem Überfluss regnet es auch noch. Ich hatte einen guten Schutzengel...Tauranga ist ein interessanter Hafen mit vorgelagertem Badeort Mount Manganui. Es regnet viel. Der tropische Regen führt zur Überschwemmung des Flachdachs und Wassereinbruch im Hostel. Während der sonnigen Abschnitte wandere ich viel, auch auf den namensgebenden Berg.

11. Februar 2016

Whangamata

Hallo,

eine geruhsame Woche liegt hinter mir.
Die Tour nach Tairua geht mal wieder über die Berge. Nach mühsamem Schieben erreiche ich oben die Wolkengrenze. Erst setzt leichter Nieselregen ein, dann verstärkt sich das Wetter zu heftigem Dauerregen. Trotz Regencape wird alles richtig nass.
Das Hostel in Tairua ist sehr entspannt. Der Schlafsaal hat ein großes Fenster zur Bucht. Viele genießen dort mehr Tage als geplant. Ich bleibe 4 Tage dort. Wie immer nutze ich die Zeit für mehrere Ausflüge in die Berge.
Bei der Abreise wird das beladene Rad bestaunt. Die Fahrt nach Whitianga geht wieder über 300 Höhenmeter. Diesmal bleibt es trocken entgegen der Wettervorhersage. Hier komme ich in einem Surfer Hostel unter. Die meisten gehen zum Surfkurs. Ich nutze das Rad für zwei schöne Ausflüge.
Morgen geht's weiter nach Waihi Beach. Ein großer Camping Platz bietet auch Betten für Backpacker.

Viele Grüße aus dem sonnigen Whitianga

Joachim

3. Februar 2016

Whittianga

Hallo,

das Lions Den in Coromandel war mehr alternativ als dem Haus gut tut. Alle Zimmer stehen Tag und Nacht offen! Der Garten ist verwildert. Es tummelt sich Ungeziefer aller Art. Dafür ist der Chef Alleinveranstalter und Alleinunterhalter. Selten traf ich soviele interessante Aussteiger wie dort. Sie erzählen offen ihre Lebensprobleme und Hoffnungen. Die Landschaft dort erlaubt Ausflüge zu Fuß oder mit dem Rad. Dadurch wird mir die Woche nicht langweilig.

Eine erste kurze Etappe mit Gepäck habe ich am Montag geschafft. Nur 44 km, aber über 6 Pässe. Die Straßen in NZ sind eben anders. Mit viel Schieben brauche ich dafür fast 7 Stunden. Im YHA Whittianga bin ich in einem Viererzimmer mit täglich wechselnden Mitbewohnern untergekommen. Zum Haus gehört aber eine eigene Küche. Das ermöglicht wieder eigenes Kochen.

Von hier aus besuche ich gestern die Cathedral Cove, eine vom Meer in den Fels gewaschene riesige Höhle. Dazu ist das Fahrrad vor Ort sehr nützlich.
Am Freitag startet die nächste Etappe nach Tairua. Mal sehen, was mich dann erwartet.

Viele Grüße aus einem bergigen Land.

Joachim

25. Januar 2016

Eine Woche in Auckland

Hallo,
Dank meiner Unentschlosssnheit bin ich für eine Woche in Auckland geblieben. Es gibt genug zu sehen oder mit dem Rad zu erkunden. Es fehlte offenbar der Plan für meine Reiseroute bzw. die Information aus dem Pedaller s Paradise. Die dort beschriebene Route übersteigt aber auch meine Fähigkeiten.
Zuerst habe ich vermutet, dass eine Zeltausrüstung dafür erforderlich ist. Die konnte ich im warehouse kostengünstig erwerben. Dann kamen mir aber Bedenken, dass die zusätzlichen Kilo das Fahrrad nicht verkraftet. Also konnte ich die Ausrüstung wieder zurückgeben.
Höhepunkte der Stadt waren die Vulkane (Mount Eden bzw. One Tree Hill), die Gebirgskette im Westen, die Badeorte im Norden, die Museen (Auckland Art Museum, das Technikmuseum MOTAT, die Jubiläumsaustellung zu 70 Jahre Air New Zealand ).
Heute nun bin ich erstmals mit großem Gepäck gestartet , allerdings mit der Fähre nach Coromandel. Vom Fähranleger sind es dann nur 10 km zur Coromandel Town. Hier bin ich in einem leicht alternativen Hostel gelandet - der maximale Kontrast zu dem überorganisierten YHA Hostel in Auckland. Mal sehen, was die nächste Woche bringt.
Viele Grüße aus einer grünen Oase .
Joachim

16. Januar 2016

Neuseeland - die Anreise

Liebe Leser,
 
fast eine Woche bin ich jetzt unterwegs. Stationen der Anreise waren: Frankfurt - Shanghai - Auckland. Kontrastreicher koennen die Zwischenstationen kaum sein.
Wie immer starte ich mit dem Nahverkehrszug von Boehl-Iggelheim nach Frankfurt - diesmal ueber Schifferstadt und Mainz, weil der Zug von Mannheim nach Frankfurt extrem unzuverlaessig faehrt. In Mainz ueberrascht mich die DB dann aber trotzdem: Die S-Bahn faellt aus, der alternative Regionalexpress faehrt vom Nachbarbahnsteig - also mit Gepaeck nochmals ueber die Bahnsteigbruecke hechten...
Der Flug mit Lufthansa nach Shanghai laeuft angenehm ruhig im riesigen Airbus 380. Wegen einer zusaetzlichen Visakontrolle beim Einstieg verzoegert sich den Abflug aber um mehr als eine halbe Stunde. Auch das Gepaeck (mein ueberschwerer Rucksack) macht keine Probleme beim Einchecken, eher die elektronische Bordkartenvegabe.
Ich erwische den Sitz zwischen zwei Babyplaetzen einer neuseelaendischen und einer chinesischen Familie. Die Kinder reagieren aber genauso wie deutsche Babys...
In Shanghai ist genauso Winter wie in Deutschland: 5 Grad Celsius und truebe Luft - meine Winterkleidung kann also bleiben. Gebucht habe ich ein "Service Appartment Hotel". Es ist eingerichtet fuer einen laengeren Aufenthalt fuer Geschaeftsleute - trotzdem preiswerter als die Hotels. Die Fahrt mit der U-Bahn (Linie 2) ist das erste Abenteuer. Tickets gibts nur am Automat, ein freundlicher Firmenmitarbeiter aus Deutschland hilft mir gluecklicherweise. Wir fahren dann auch zusammen bis in die Innenstadt. Meine Ausstiegsstation liegt noch 20 min weiter westlich, am "Zhongshang Park". Das Hotel ist von dort nur 300 m entfernt - also schnell erreicht.
Noch am Nachmittag gehts - trotz Schlafmangel - auf erste Erkundung der naeheren Umgebung: ein Einkaufszentrum mit "Carrefour"- Markt und eben der Park. Hier gehen (statt joggen) viele Einwohner zur Abendentspannung - auch Tai Chi beobachte ich. Nach Einbruch der Dunkelheit (ab 18:00 Uhr wie auf der Nordhalbkugel) erwerbe ich Proviant fuer die naechsten beiden Tage. Da als "Deposit" fuer den Schluessel 100 Yuan ( = 20 Euro) verlangt werden, bleiben mir nur 100 Yuan fuer die naechsten Tage. 14 Yuan kosten die beiden U-Bahn-Tickets von umd zum Flughafen.
Der naechste Tag dient dem Erobern der Stadt. Ich goenne mir den 7-km- Fussmarsch vom Zhongshan Park zum "Bund", dem touristischen Zentrum am grossen Fluss, direkt gegenueber vom neuen Stadtviertel Pudong mit der beruehmten Skyline. Die Kontraste sind beachtlich: von den traditionellen Wohnungen der Einwohner in dreigeschossigen Einfachwohnbloecken bis zu den Wolkenkratzern in der Nanjin Road. Zum Glueck sind hier in der Innenstadt alle Strassennamen englisch transkribiert und auf dem Stadtplan gut zu finden. Die Uferpromenade (auf der 3 m hohen Flutschutzmauer) ist traumhaft trotz des Dunstschleiers der das Bild vernebelt. Nach Sueden gelangt man zur chinesischen "Altstadt". Es ist eher ein nachgebautes Viertel mit unendlich vielen kleinen Geschaeften und Restaurants. Die Garagengeschaefte finden sich in den Strassen ausserhalb. Es ist brereits dunkel bei der Rueckkehr. Eindrucksvoll sind die Lichter der Fussgaengerzone und die Skyline vom Pudong-Viertel. Eine total ueberfuellte U-Bahn bringt mich 5 Stationen weit wieder zum Ausgangspunkt zurueck.
Der dritte Tag ist schon Abreise. Um 9:00 Uhr gebe ich der noch schlafenden Dame an der Rezeption den Schlussel zurueck und erhalte die 100 Yuan zurueck, mit denen ich nun ja nichts mehr anfangen kann. Die U-Bahn-Fahrt mit schwerem Rucksack und zwei Taschen gelingt nur deshalb, weil die nur 1 Minute vor uns (verspaetet) fahrende U-Bahn die meisten Zusteiger aufnimmt. Trotzdem ist meist nur ein Stehplatz moeglich. Der Rucksack lehnt an eine Haltestange. Die Ausreiseformalitaeten sind wesentlich kuerzer als bei der Einreise. Weil ich kein Visum vorher beantragt habe, nutze ich die 72-Stunden-Regel fuer ein Kurzzeit-Visum. Ausser dem Weiterflugticket muss dafuer noch Hoteladresse und Telefonnummer angegeben werden.
Der Abflug nach Auckland mit New Zealand Airways verzoegert sich um zwei Stunden wegen verspaeteter Ankunft des Gegenflugs. In wenig mehr als einer Stunde ist der gesamte Ent- und Beladevorgang abgeschlossen. Wir koenen starten in der nagelneuen Boeing 787. Die Sitze haben Wadenstuetzen, die sich zu einer (minimalen) Liegeflaeche hochklappen lassen.
Auckland begruesst mich mit sommerlichen Sonnenschein bei 24 Grad. Der im Vergleich zu Frankfurt und Shanghai eher kleine Flughafen ist ueberschaubar und hat nur kurze Wege. Auch die Einreise und Quarantaene-Kontrolle verlaeuft schnell und problemlos. Schon im Flughafen kann ich das Ticket fuer den Airport-Express-Bus loesen (mit Visa-Karte, da ich noch keine NZ-Dollar besitze). Eine halbe Stunde spaeter bin ich im YHA-City-Hostel , zu frueh um das Zimmer zu beziehen. Das Gepaeck kann ich im Luggage Room stehen lassen und ueber die Queens Street in die Innenstadt spazieren. Zuerst brauche ich Geld: Bei der NZ-Bank versagt meine Maestro-Karte ! Glueck habe ich aber bei der ANZ-Bank. Abhebungen kosten dort aber $3. So geruestet gehts nun an die ersten Besorgungen: ein einheimisches Mobile Phone liefert "Vodafone" fuer $19 - aber nur mit SIM-Karte fuer NZ. Die weltweite SIM-Karte kostet $29 extra - allerdings mit 200 Freiminuten, erspart also weitgehend die Zusatzkosten fuer ein Guthaben. Einen detaillierten Strassenatlas finde ich im Buchhandel fuer $25, der Adapter fuer NZ-Stecker soll $10 kosten - ich verzichte zunaechst.
Die letzte Nach schlafe ich 10 Stunden mit nur einer Unterbrechung - der Schlafmangel muss aufgeholt werden. Heute steht der Erwerb eines Fahrrads an (fuer 300 Euro). Der "BikeBarn" hat eine Filiale nur knapp 1 km vom Hostel. Um 11:00 Uhr bin ich dort und finde tatsaechlich ein schoenes Trecking Bike fuer $449, mit Gepaecktraeger und Montage auch meines mitgebrachten Fronttraegers dann genau $503, also ziemlich genau 300 Euro. Ich starte sofort zum Ausflug an die Uferstrasse der Meeresbucht (Tanakira Drive). Ein Anflug von Cote d'Azur ueberkommt mich. An einer Sandbucht (Mission Bay) pausiere ich lange, denke schon ueber die moegliche Weiterreise nach. Die Rueckfahrt ist schnell, dann folgt der Anstieg zum Hostel (ca 100 Hoehenmeter). Ernuechternd wirkt zunaechst die Auskunft, dass das Hostel keine Fahrradunterbringung bietet. Allerdings kann ich im benachbarten YHA International Hostel mein Fahrrad unterstellen. Die Abendmesse um 18:00 Uhr in der benachbarten kath. Kirche beschliesst den Tag. Es gibt Brot und Wein fuer alle, aus getrennten Weinglaesern. Eine Minderheit der Kirchenbesucher ist weiss.
Nach dem Abendessen sitze ich nun im benachbarten Intenet-Shop um diese Mail zu verfassen.
 
Viele Gruesse aus dem sommerlichen Auckland
 
Joachim