27. Mai 2012

Larnaca, Zypern

Hallo liebe Reisefreunde,

eine Woche weile ich jetzt auf Zypern, der griechisch-tuerkischen Insel.
Start war - wie immer mit dem Regionalzug ab Boehl. Der Flug geht diesmal von Stuttgart (wegen des guenstigeren Preises). Fahrrad und Rucksack werden problemlos - aber als Sondergepaeck - eingecheckt. Das Rad wird provisorisch in eine Plastikfolie verhuellt.

Gegen 19:00 Uhr landet der Airbus 320 der Condor puenktlich auf dem Flughafen Larnaca. Dieser ist die internationale Drehscheibe, seit der Flughafen in Nikosia in den Pufferbereich der Grenzlinie geraten ist.

Schon mit dem Rad und dem gesamten Gepaeck gelange ich ueber die gut beleuchtete naechtliche Schnellsttrasse zum Hotel " San Remo" am westlichen Rand der Stadt. Ich hatte das Zimmer schon im Reisebuero mitgebucht.

Der erste Tag dient der Stadterkundung und den anfangs notwendigen Besorgungen: Gaskartusche fuer den Kocher, Lebensmittel,... Es gibt auch hier LIDL und Carrefour, sodass die Preise guenstig bleiben.
Die Innenstadt von Larnaca ist so verwinkelt und voller Einbahnregelungen, dass ich mich sofort verfahre. Irgendwie gelange ich aber immer wieder ans Meer und finde von dort zurueck zum Hotel.

Der zweite Tag dient einer ersten Erkundungsfahrt an der Kueste entlang nach Perivolia. Unterwegs gibts eine alte Kirche mit mittelalterlichen Mosaiken zu bestaunen. Das Meer hat die Sandstraende rings um Larnaca weitgehend abgeschwemmt, so dass oft nur ein schmaler Kiesstreifen uebrig bleibt. In der Stadt selbst gibt es aber einen gepflegten Sandstrand, der wohl auch mit Anschuettungen nachghebessert wird.

Eine erste Bergtour steht am Donnerstag auf dem Programm: 80 km durchs Hinterland mit ca 800 Hoehenmetern. Hoehepunkt ist der Besuch eines sehr alten und strengen Bergklosters (Moni Stavrovouniou) auf 688 m Hoehe. Nur Maenner mit vollstaendiger Koerperbedeckung duerfen zu Besuch eintreten. Von hier oben ueberblickt man die weite Ebene von Larnaca und die Zyprischen Gebirge im Norden und Westen.

Etwas geruhsamer gedacht ist der Freitag. Ein Dorf in der Pufferzone der UN (Pyla) steht auf dem Programm. Der an sich ruhige Dorfplatz steht unter Aufsicht eines UN Kontrollpostens. Nur 5 km weiter erreiche ich die innerzyprische Grenze. Hier wird streng kontrolliert - wie im feindlichen Ausland. An den Grenzposten schliesst eine umfangreiche britische Schutzzone an - ein Rest der ehemals komplett britischen Okkupation. Die Uferstrasse fuehrt quer durch das Militaergelaende - ist aber offen fuer den zivilen Verkehr. Heftiger Gegenwind aus Westen macht die 10 km Rueckweg aber muehsam.

Am Samstag gehts zu den steinzeitlichen Ausgrabungen in Choirokoitia. Ca 9000 v. Chr. lebten hier bereits Siedler in Rundhuetten. Die Fundamente und die Stadtmauer sind noch gut zu erkennen. Etwas abseits ist ein Teil einer solchen Siedlung rekonstruiert. Auch diese Tour umfasst 80 km durch huegeliges Gelaende. Der Wind spielt diesmal mit - morgens ist es windstill, abends schiebt der einsetzende Westwind zurueck nach Larnaca.

Eine katholische Kirche gibt es in Larnaca trotz der zahlreichen orthodoxen Grosskirchen in der Umgebung. Auch das kleinste Dorf leistet sich riesige Kirchenneubauten fuer mehrere Hundert Besucher. Die meisten sind keine 10 Jahre alt. Die frueheren historischen Kichen sind dagegen unscheinbar klein. Die sehr gepflegten Kirchhoefe sind meist willkommene Orte fuer eine schattige Mittagsrast.

In der katholischen Kirche wird heute Erstkommunion gefeiert. Pfingsten ist daher erst am naechsten Wochenende. Der Pfarrer ist aus Polen - offenbar Mitglied eines Franziskanerklosters in Larnaca. Die Messe wird auf Englisch gehalten, Teilnehmer sind neben den Eltern der Kommunionkinder vor alle malayische Christen. Die Kinder sitzen auf Stuehlen vor dem Altar an einem weiss gedeckten Tisch, die Hostie wird auch fuer sie kurz in Wein getaucht.

Am Nachmittag fahre ich nur eine kleine Runde ueber die letzten Kilometer von gestern auf der Suche nach einem verlorenen Handschuh. Tatsaechlich geschieht das Unwahrscheinliche: Unter einem Busch an der Schnellstrasse finde ich ihn im Rinnstein.

Heute Abend streife ich nochmals ueber die Palmenpromenade der Stadt. Eine Vielzahl von Verkaufstaenden lockt den Touristen das Geld aus der Tasche. Auf dem "Europaplatz" spielt ab 18:00 Uhr eine Band.

Viele Gruesse aus dem sonnigen Zypern.

Joachim Heidinger