7. Oktober 2015

Mallorca 3

Hallo,
 
die 40-taegige Rundreise neigt sich nun dem Ende entgegen. Morgen werde ich wieder nach Palma zurueckradeln, um von dort noch einige Exkursionen mit den Schmalspurzuegen zu planen. Das Fahrrad kann man sogar mitnehmen.
 
Von Arta aus war ich unterwegs auf der "Via Verde", der Trasse der bis 1977 bestehenden Bahnverbindung. Die 29 km lange Trasse ist aufwaendig restauriert. Offenbar war einmal an eine Reaktivierung des Bahnverkehrs gedacht. 
Besucht habe ich dann in einer Rundfahrt das Castell in Capdepera, den Badeort Platja Rajada und die Tropfsteinhoehle Caves d'Arta.
Von der mittelalterlichen Burganlage - die einmal das ganze Dorf umfasste - geht der Blick weit ueber die Kuestenorte. Platja Rajada besitzt eine umfangreiche Infrastruktur - und ein wunderschoenes Cap mit Leuchtturm. Stuermischer Wind macht die Fahrt dorthin zum Abenteuer. Die Hoehlen glaenzen mit Superlativen: Die groesste Hoehle, die hoechste Saeule, usw. Die Abendfuehrung hatte gerade mal 5 Teilnehmer...
 
Von Arta aus habe ich erstmals ein sehr preiswertes Ferienhotel ueber "Booking.com" gefunden: Hotel Peymar in S'Illot. Halbpension fuer 30 Euro (mit Fruehstuecks- und Abend-Buffet !). Ausfluege von hier fuehren zu den Coves de Drac (Drachenhoehle) und der benachbarten Stadt Manacor. Die Hoehle begeht man ohne Fuehrer auf einem gut ausgebauten Weg und bestaunt die Vielzahl der Gebilde, die ich schon gesehen habe. Auf einem unterirdischen See spielen 5 Musiker im Ruderboot kurze klassische Stuecke ! Die Stadt Manacor schlaeft gerade ihren Mittagssschlaf. Dafuer ist die Rueckfahrt auf einer idyllischen Landstrasse eine Erholung. 
 
Von dort bin ich vorgestern nach Colonia di Sant Jordi gefahren, eine 60 km-Tour durch Hitze und gegen den Wind. Im Hostal Doris kostet es nun 38 Euro - nur mit Fruehstueck. Lange Strand- und Kuestenwanderungen stehen hier auf dem Programm - entlang der Felskueste mit eingelagerten Badebuchten aus weissem Sand.
 
Morgen also folgt die letzte lange Etappe nach Palma.
 
Viele Gruesse aus Mallorca
 
Joachim
 
 

29. September 2015

Mallorca 2

Hallo,
 
nun bin ich im Casal d'Arta untergekommen - mit freier Internet-Nutzung und einem freien Rechner (!)
 
Die letzten zwei Wochen waren vor allem Wanderferien. Noch in Alaro steige ich auf den 826 m hohen Burgberg zum Castell d'Alaro. Von hier oben öffnet sich der Blick weit über die Tramuntana und die (diesige) Ebene nach Palma.
 
Die Weiterfahrt nach Pollenca wird unterbrochen von dem sich auflösenden Fahrradmantel am Vorderrad. Ich operiere in Campnanet zwar einen Glassplitter heraus, der den Mantel aufschneidet - es bleibt  aber gewagt damit weiterzufahren. Genau in diesem Augenblick kommt das Service-Fahrzeug eines Radverleihers aus Port de Pollenca vorbei, um einem Kunden das Hinterad zu tauschen (nach einem Speichenriss). Er lädt mich ein, in seiner Werkstatt einen neuen Mantel montieren zu lassen.
 
So geht die Reise nach Pollenca weiter - aus Sicherheitsgründen über die glatte aber verkehrsreiche MA 2200. Dort komme ich in einem recht teuren kleine Hotel (Desbrull) unter - für eine Nacht. Es bleibt Zeit für einen Stadtrundgang durch die Altstadt und auf den Pilgerberg "Calvari". Von hier überblickt man die Ebene bis zur Küste.
 
Dorthin führt die nächste Etappe nach Port de Pollenca. Hier komme ich in einem kleinen Hostal mit schöner Terrasse unter. Eine kleine Küche erlaubt auch Abendessen selbst zu kochen. Wanderungen von hier führen über die Berge nach Cala Bouqet und Cala St. Vincenc - jeweils kleine Badebuchten mit schönem Strand ohne viele Touristen.
Highlight  ist die Radfahrt über die Halbinsel Formentor - zweimal über 300 m hohe Pässe mit abenteuerlicher Straßenführung und atemberaubenden Ausblicken von den senkrecht ins Meer stürzenden Felsen.
 
Die nächste Station ist Alcudia - nur 10 km weiter. Rudimentäre Ausgrabungen einer römischen Stadt und ein großer Sonntagsmarkt in allen Gassen und Plätzen sind die Highlights. An einem Regentag spaziere ich durch die Vorstadt an der Badia de Pollenca mit kleinen Privatvillen und zwei Großen TUI-Hotels.
Eine große Rundfahrt führt mich zu den Höhlen von Campanet, die ich aufgrund der Panne auf der Hinfahrt nicht mehr besucht habe. In einer unerwarteten Dichte und Qualität bestaune ich die versteinerten Zeugen von 4 Mio Jahren Kalkwassers. Seit 35 Jahren sind die Höhlen trocken - Klimawandel ! Durch die kleinen Landstädtchen sa Pobla und Muro führt der Weg zurück an die Küste mit überbordender Hotelinfrastruktur und durchgehendem Sandstrand hinter einem schmalen Dünenstreifen.
 
Zwei Tage habe ich in der einzigen Jugendherberge auf Mallorca gebucht. Sie ist vornehmlich für Gruppen und Schulklassen gedacht. Einzelreisende sind hier die Ausnahmen. Ausgedehnte Wanderungen vom Haus aus führen über die Halbinsel Victoria. Die bizarren Karstberge bilden den Kontrast zu den vielen Meeresbuchten. Mancher Weg artet aber in Felskletterei aus. Am letzten Tag , Sonntag, stellt der Herbergsleiter fest, dass das Haus jetzt für den Winter geschlossen wird !
 
Ich kehre nochmal zwei Tage nach Alcudia zurück - ein Tag ist dem Mallorca Ironman gewidmet. So nah kommt man den Sportlern sonst selten. Am zweiten Tag, gestern, gehts  auf eine 16 km-Wanderung zu einer einsamen Badebucht "Platja del Coll Baix". Der letzte Abschnitt führt über die Geröllhalde der abgerutschten Hangfelsen - eine abenteuerliche Kletterei. Auf dem Rückweg trifft mich fast ein Blitz. Nur 100 m entfernt knallt er unvermittelt in den Boden. Ich rette mich unter den CarPort einer offen stehenden Finca - eine ungewöhnliche Chance, weil sonst alle Fincas wie Hochsicherheitsgelände verriegelt sind.
 
Heite gehts weiter von der Nord-Rregion an die Ostküste. Das historische Städtchen Arta bietet einen schönen Einstieg zur Erkundung der Gegend in den nächsten drei Tagen.
 
Viele Grüße aus Mallorca
 
Joachim

15. September 2015

Mallorca 1

Hallo,
 
endlich finde ich einen brauchbaen Zugang zum Internet.
 
Ich bin in Alaro wieder auf der ebenen Seite der Tramuntana-Gebirges. Bis dahin gab es manche Herausfordrung:
 
Nach erfolgreichen Flug mit der Firma "ADRIA" - "SUNEXPRESS" war eigentlich angekuendigt verbringe ich 5 Tage im HostalPONS in Palma. Das Vorbuchen ueber Booking.com hat gut funktioniert. Die Stadt selbst ist schon so vielseitig, dass man nicht alles in 5 Tagen sehen kann. Natuerlich  nutze ich auch mein Rad zu einer ersten Bergtour und zur Exkursion nach S'Arenal - der Strandhochburg am oestlichen Ende der Stadt. Die gesamte Bucht ist mit einer durchgaengigen Radroute ausgestattet. Viele Nutzen diese mit Leihraedern. Auf der Bergtour begegnen mir nur Rennradler ohne Gepaeck. Reiseradler scheint es nicht zu geben.
 
Der Start zur Westkuesten-Tour beginnt mit der Fahrt nach Sant Elm am westlichen Ende der Insel. Der Ort liegt sehr beschaulich gegenueber der Insel Dragonera. Es ist ein Ort fuer Familien mit Ferienwohnungen. Dort beginnt die beruehmte Tramuntana-Tour ueber 120 km bis Polenca. Meine erste Etappe fuehrt nur bis Banyalbufar - 40 km aber bereits ueber vier Paesse. Dort uebernachte ich im letzten freien Zimmer eines recht teuren Hotels - Reduktion gibts, weil man im Zimmer dauernd das Brummen der Kuehlaggregate fuer die Kueche hoert. Die zweite Bergetappe erschwert die Fahrt durch ein lang anhaltendes Gewitter bis Deia. Dies ist ein Ort, wo sich mehrere Kuenstler lange Jahre zurueckgezogen haben. Schliesslich lande ich am naechsten Tag wieder unten in Soller, dem Ort mit dem vorgelagerten Hafen Port de Soller, den man mit der historischen elektrischen Bahn von 1911 aus Palma erreicht. Natuerlich bin ich die Strecke schon von Palma aus gefahren.
 
Hier ist erstmal Wandern angesagt. Im Hostal NADAL lohnt sich ein laengerer Aufenthalt. Drei Bergtouren an den Haengen der Tausender, die den Ort bekraenzen, dienen der Abwechslung. Da ich nur Wandersandalen mitgenommen habe, verbieten sich die schwierigeren Klettertouren. Dennoch sind die Ausblicke aufs Meer und die Berge grossartig.
 
Heute ueberquere ich das Gebirge zum letzten Mal ueber den 500 m hohen Coll de Soller mit gefuehlt ca 30 Serpentinen. Auf der Ostseite der Berge ist es zwar heiss. Dafuer ist das Radfahren unbeschwerter und schneller.
 
Viele Radfahrer nutzen die Passstrassen - aber nur mit Rennraedern ohne Gepaeck. Daher nehmen die Autofahrer durchweg Ruecksicht auf Radler. Unter den anderen Radlern bin ich ein Exot mit meinem schwer bepackten Rad. Auch ist es durchweg schwierig, Unterkuenfte ohne Vorbuchung zu finden - vor allem aber ziemlich teuer. Hostels mit Mehrbettzimmern oder Jugendherbergen habe ich bisher nicht gefunden.
 
Das Wetter ist heiss bis bewoelkt. Regen hat mich bisher nur zweimal erwischt: in Palma bei der Rueckkehtr vom Einkauf und - wie oben beschrieben - bei der Tour nach Deia.
 
Viele Gruesse aus dem beschaulichen Alaro.
 
Joachim Heidinger

9. April 2015

Zurueck in Zagreb

Hallo liebe Leser,
 
nach zwei fruehlingshaft schoenen Tagen in Rijeka bin ich nun wieder zurueck in Zagreb. Uebermorgen faehrt mein Zug nach Mannheim (mit Umsteigen in Graz).
 
Am Mittwoch kann ich alles das abklappern, was ich beim ersten Besuch in Rijeka vor zwei Jahren verpasst oder nicht mehr geschafft habe: zum Beispiel den eindrucksvoll grossen taeglichen Markt in und um drei Markthallen herum. Eine eigene Fischmarkthalle bietet fangfrische Ware von der im Hafen verankerten Fischerflotte.
 
Zu dieser Hafenmole fuehrt der naechste Weg. Gegenueber zeigt sich ein grandiosen Stadtpanorama der in den Berg geschmiegten Stadt. Grosse Stadtpalaeste aus oesterreichischer Zeit bestimmen die vorderste Frontlinie. Dahinter erheben sich Villenviertel am Berg, aber auch eine Hochhaussiedlung, die Wohnraum in den sechziger Jahren schaffen sollte. Im Hafen liegen kleinere Frachtkaene - vorwiegend aus Afrika. Ein riesiges Containerschiff aus China wird aber am neuen Containerhafen ausserhalb der geschuetzten Hafenzone entladen. Die Fischerbootflotte ist extrem unterschiedlich - vom professionellen grossen Fangschiff des Fischkonzerns bis zur kleinen Glasfaser-Nussschale eines alten Fischers.
 
Der naechste Anlaufpunkt ist die Museumszone. Leider ist das naturwissenschaftliche Museum auf Dauer geschlossen. Der schoene Palast, in dem es eingerichtet war, zeigt bereits Zerfallserscheinungen...
 
Die Burg Trsat oberhalb des Flusstales ist der dritte Anlaufpunkt. Eine lange Treppe mit ueber 100 Stufen fuehrt auf die Anhoehe (ca 130 m). Hier oben findet sich eine doerfliche Struktur mit mittelalterlicher Burgruine, einem grossen Kloster und der Versammlungshalle, die aus Anlass des Besuchs von Papst Joh.-Paul II errichtet wurde. In einem kleinen Park ist ein Kreuzweg mit schoen gestalteten Bronzefiguren zu erwandern.
 
Der Rueckweg fuehrt durch eines der Villenstrassen am Berghang und endet direkt am Tower-Center, fast an der Jugendherberge.
 
Heute faehrt mein Zug nach Zagreb erst um 17:15 Uhr - die Alternative 05:54 Uhr war mir dann doch zu frueh. Deshalb lasse ich Rad und Gepaeck noch in der JH und schlendere durch die Einkaufszone. Es gibt zwei grosse "Kaufhaeuser", in der viele kleine, unabhaengige Geschaefte untergebracht sind - offenbar guenstiger als in den ueblichen Shopping-Malls und eben in der Fussgaengerzone. In der Mensa der Studenten kann man auch als Nichtstudent sehr guenstig essen - natuerlich zahle ich mehr als die Studenten. Auf dem Rueckweg zur JH komme ich noch an den letzten Zeugen aus roemischer Zeit vorbei. Sie sind jetzt integriert in eine ansprechende Platzgestaltung - vor zwei Jahren waren das noch unzugaenglich ueberwucherte Ruinen.
 
In der JH wird das Rad wieder bepackt und ich begebe mich auf die umstaendliche Tour zum Bahnhof. Zuerst geht es - wegen der Einbahnregelungen ca 1 km bergauf in die falsche Richtung, dann wieder rasant bergab auf bis zu vier Spuren in die Stadt. Radfahrer werden nicht beruecksichtigt - ich muss die Spuren waehlen wie ein Autofahrer.
 
Am Fahrkartenschalter kommt dann eine boese Ueberraschung. Die Sperrung der Bahnstrecke nach Zagreb wurde um zwei Tage verlaengert. Also gibt es auch heute einen ca. 30 km langen Bustransfer. Ob dabei ein Fahrrad mitgenommen werden darf, kann mir die Dame am Schalter nicht sagen. Vorsichtshalber verkauft sie mir keine Fahrradkarte. Ich solle mit der Zugfuehrerin reden. Ich fluche und argumentiere, ich muesse heute unbedingt nach Zagreb. Noch vor zwei Tagen wurde mir versichert, die Strecke sei heute wieder frei. Auch einem Mitarbeiter auf dem Bahnsteig klage ich mein Leid. Offenbar zieht das Kreise, die dazu fuehren, dass die Zugfuehrerin die Schalterdame ueberzeugt, mir letztlich doch eine Fahrradkarte zu vekaufen. Auch sie haelt die verlaengerte Sperrung fuer eine Katastrophe, sagt mir aber zu, den Fahrradtransport im Bus zu organisieren.
 
In Moravice endet dann der Zug mitten in den Bergen. Die Transferbusse lassen noch 15 Minuten auf sich warten. Der erste wird sofort von Reisenden mit kleinem Gepaeck gestuermt, der zweite hat grosse Kofferaeume, in denen auch mein Fahrrad verstaut wird. Es geht auf eine abenteuerliche Fahrt ueber einspurige Nebenstrassen mit mehreren hundert Metern Hoehenunterschied. Zuletzt kurvt der Bus eine extrem enge Waldstrasse entlang, bis wir im Tal von Ogulin ankommen.
 
Mit 40 Minuten Verspaetung startet hier der zweite Teil der Zugfahrt - diese bleibt bis Zagreb erhalten. Zum Glueck brauche ich heute keinen Anschluss mehr. Die JH in Zagreb konnte ich in Rijeka vorbuchen lassen. Zu meiner Uberraschung gibts dafuer auch noch 10% Ermaessigung auf den Bettpreis hier in Zagreb !
 
Viele Gruesse aus dem naechtlichen Zagreb
 
Joachim Heidinger

7. April 2015

Bora

Hallo liebe Leser,
 
drei sehr abenteuerliche Tage habe ich ueberstanden. Manches war grenzwertig, manches eher entspannt.
 
Am Ostersonntag breche ich aus Karlobag auf, um mich auf die Bergtour nach Senj zu machen. Obwohl die Strasse der Kuestenlinie folgt, steigt sie auf fast 300m am Abhang des Velebit-Gebirges. Wegen leichtem Nieselregen verwende ich das Regencape.
 
Ich bin noch nicht aus der ersten Kurve hinter dem Ortsschild hreraus, da blaest der Wind das Regencape auf wie einen Luftsack. Der Gegenwind zerrt am Cape und damit am Lenker, sodass an ein Weiterkommen nicht zu denken ist. Die folgende Boe von hinten stuelpt das Regencape ueber den Kopf, sodass meine Sicht vollkommen verschwindet.
 
Der eng anliegende Anorak bringt kurzzeitig Entspannung. Bis zum naechsten Taleinschnitt. Eine Boe reisst das Rad auf die Seite. Nur mit knapper Not kann ich einen Sturz verhindern. Bora heisst dieser beruechtigte Sturm, der im Fruehjahr nach einem Kaltluftstau hinter den Bergen den Abhang zum Meer hinunterrast. Geschwindigkeiten bis zu 150 km/h werden gemessen.
 
Das Meer zeigt Gischtstuerme, die sich nicht wieder senken, sondern ungebremst die gegenueberliegende Inselkueste treffen.
 
Zunehmend verwende ich eine Taktik, die mir ermoeglicht, mit dem Sturm umzugehen. Durch die vielen Kurven aendert sich die Windsituation fuer mich andauernd. Gegen den Wind kann ich nur Schieben. Dabei muss das Rad genau in Windrichtung gehalten werden, sonst kippt es gnadenlos um. Bei einer heftigen Boe werde ich aber samt gebremstem Rad zurueckgedruckt. Da hilft nur flach auf den Lenker beugen und kurz abwarten. Auf Seitenwind laesst sich am besten beim Fahren reagieren - durch entsprechende Schraeglage. Beim Schieben wuerde ich samt Rad umgedrueckt. Rueckenwind kann so stark sein, dass sich das Rad trotz angezogener Bremsen weiter beschleunigt. In den Windwirbeln bei Gelaendeeinschnitten aendert sich die Windrichtung im Sekundenabstand. 
Dazwischen gibt es aber ruhige Phasen im Windschatten von Mauern und angeschnittenenen Haengen. Das motiviert mich, weiter zu fahren und den Kampf mit dem Bora aufzunehmen. Nach 25 km erreiche ich die Zufahrt zur Faehre nach Rab. Dort hatte ich vor zwei Jahren schon - damals wegen durchdringenden Dauerregens - nach einer Unterkunft gesucht und bin bei der slowenischen Familie Kir in einem wunderschoenen Ferienappartment gelandet. Ich vertraue dem Zufall und fahre wieder dorthin. Tatsaechlich sind beide wieder dort - diesmal sogar mit der ruestigen Urgrossmutter. Es gibt ein freudiges Wiedersehen und natuerlich das gleiche Appartment.
 
Bora reisst die ganze Nacht weiter an allem, was nicht fest genug ist. Mehrere Stunden faellt nachts der Srom aus. Am naechsten morgen beweist die Blick vor die Haustuer, bzw. aufs Meer, dass sich die Situation nicht gebessert hat. Ich versuche, meine Gasteltern zu motivieren, eine Auskunft ueber Busverbindungen nach Rijeka zu finden - es gibt nur vage Andeutungen, ob Busse ueberhaupt fahren. Offiziell ist die Strasse wegen des Sturms schon ab Sonntag fuer Busse, Wohnwagen und Motorradfahrer gesperrt. So bleibe ich - wie damals - einen zweiten Tag, versuche zu Fuss wieder zur Tankstelle an der Abzweigung vorzudringen. Auch dort gibt es nur vage Andeutungen - und ueberhaupt ist man sich nicht sicher, ob ein Fahrrad mitgenommern wird...
 
Wie durch einen Schalter abgestellt,  endet der Sturm gegen 13:00 Uhr. Bei Sonnenschein und lauer Fruehlingsluft wandere ich auf der historischen Strasse zurueck. Soll ich jetzt noch aufbrechen nach Senj ? Ich habe der Wirtin doch schon den zweiten Tag zugesagt. Ausserdem wird es eng mit der Zeit fuer die verbleibenden 40 km.
 
In der Nacht nimmt der Wind wieder zu - ich mache mir Gedanken ueber eine eventuell verpasste Chance, ueberhaupt von hier wieder wegzukommen.
 
Heute Morgen herrscht ein heftiger, aber nicht stuermischer, eisiger Nordwind. Er treibt Schneeflocken vor sich her. Dennoch beschliesse ich aufzubrechen nach Senj - exakt nach Norden - also gegen den Wind. Es wird anstrengend aber ungefaehrlich. Nach 4 Stunden durch Schneestuerme und Gegenwind erreiche ich Senj. Im Fahrkartenverkauf von "Autotrans" erfahre ich, dass in 15 Minuten ein Bus nach Rijeka faehrt, der mein Fahrrad mitnimmt. Angesichts der Erfahrungen der letzten beiden Tage nehme ich das Angebot wahr und verzichte auf die letzen beiden Radetappen.
 
Ironischerweise klart es auf und wird fruehlingshaft warm auf der Kuestenstrecke. Auch der Nordwind gibt auf.
 
So bin ich um 15:00 Uhr, zwei Tage frueher als geplant in Rijeka - wieder in der JH gelandet. Einen Zug mit Fahrradtransport nach Zagreb gibt es auch noch, um 05:54 oder 17:15 - ideale Zeiten....
 
Viele Gruesse aus dem fruehlingshaften Rijeka
 
Joachim Heidinger
 
 
 
 
 
 

4. April 2015

Karlobag im Regen

Hallo liebe Leser,
 
nach einem einzigen Nachmittag im wunderschoene Zadar faellt der Abschied am naechsten Morgen schwer. Auch das Hostel zeigt sich von seiner besten Seite: ein kleines Fruehstueck ist im Preis inbegriffen.
 
Die Ausfahrt in Richtung Zagreb ist gut beschildert, allerdings auch sehr verkehrsreich. Zunaechst ist die Ausfallstrasse vierspurig. Der Radfahrer auf der rechten Spur wird nur unwillig durch einen Spurwechsel ueberholt - oft wird versucht doch noch an mir vorbeizukommen. Das behindert dann aber den Verkehr auf der linken Spur - es gibt aergerliches Hupen...
 
Nachdem die Stadtgrenze erreicht ist, oeffnet sich heute ein fantastisches Panorama des Velebitgebirges. Eine baumlose Karstlandschaft zeigt vielgestaltige Felsformationen. Ab 1000 m sind die Berge noch mit Schnee bekraenzt. Auf dieses Gebirge fahre ich zunaechst 20 km weit zu. Allerdings weht mir heute ein eisiger Wind von den Hoehen entgegen. Das wird gemildert durch strahlenden Sonnenschein. Vor zwei Jahren legte ich diese Strecke in umgekehrter Richtung bei stroemendem Dauerregen zurueck - ohne Sicht. Heute glaenzt das Wasser der Velebit-Bucht und des durch einen Kanal verbundenen Novigrad-Sees in der Sonne. Ueber diesen Kanal ist 2005 eine hohe Bogenbruecke gebaut worden, die die bestehende Faehre ersetzte. Von der Mitte der Bruecke kann man am Bungee-Seil in die Tiefe springen. 
 
Nachdem ich endlich die Kuestenlinie erreiche, bewege ich mich weitgehend im Windschatten des Gebirges ausser beim Ueberqueren der Seitentaeler. Ich komme gut voran und finde am Tagesziel Starigrad gleich am Ortseingang eine sehr schoenes Zimmer im Hotel fuer Wanderer im Paklenica-Nationalpark. Nach dem Einrichten im Zimmer starte ich zu einem Ausflug in die Paklenica-Schlucht. Die ersten 4 km lassen sich mit dem Rad fahren. Dann geht es durch eine von senkrechten Waenden begrenzte Klamm. Zahlreiche Kletterer haengen dort am Seil - vom Anfaenger bis zum Profi. Der Bereich scheint eines der europaeischen Kletterparadiese zu sein...
Auf 250 m Hoehe beginnt ein flaches Hochtal, das bis zu einer Berghuette fuehrt. Ich kehre um, um vor Sonnenuntergang wieder zurueck zu sein.
 
Heute Morgen begruesst mich dicht bewoelkter trueber Himmel. Das umfangreiche Hotelfruehstueck staerkt fuer den Tag. Der Wirt fragt noch, wie weit ich heute fahre, welche Tagesetappen ich ueblicherweise zuruecklege. Nur 50 km scheinen ihn etwas zu enttaeuschen. Die jugendlichen Reiseradler, die hier zahlreich unterwegs sind, fahren meist ueber 100 km am Tag.
 
Leichter Rueckenwind erleichtert die Fahrt ueber die steigungsreiche Route. Immer wieder ist der Blick frei hinueber zur Insel Pag oder in die schroffen Seitentaeler des Velebit. Vor mir senken sich sichtlich die Wolken. Am Gebirgskamm regnet es bereits. Ca 10 km vor dem Ziel beginnt es auch an der Kueste zu nieseln. Als Regenschutz genuegt noch der Anorak. Der Nieselregen geht in zunehmenden Dauerregen ueber.
 
Das Hotel "Velinac" in der Dorfmitte von Karlobag rettet mich vor durchdringender Naesse. Nach kurzer Verhandlung kostet das Zimmer wieder nur 200 Kn wie auch in Starigrad - allerdings ohne Fruehstueck. Es hat auch bei weitem nicht die Qualitaet. 
 
Viele Gruesse aus dem regennassen Karlobag
 
Joachim Heidinger

2. April 2015

Zadar

Hallo liebe Leser,
 
Nach vier Radtagen ist das Zwischenziel Zadar erreicht. Dort endete vor zwei Jahren meine Tour suedwaerts von Rijeka kommend.
 
Am Montag ist zuerst der Erwerb eines neuen Fahrradsattels samt Sattelstuetze angesagt. Den Haendler kenne ich ja schon vom Kauf der Luftpumpe. Der Fussweg dauert nur 10 Minuten. Sofort sind zwei passende Teile gefunden und werden auch gleich montiert. Beim Gepaeckaufladen bin ich jetzt besonders vorsichtig und lasse das Rad keinen Augenblick aus den Augen. 
 
Um 10:00 Uhr starte ich zur ersten Etappe nach Trogir. Dies sind nur wenig mehr als 30 km - aberzum Eingewohnen ganz nuetzlich. Die Ausfahrt aus Split ist wieder die unangenehm sechsspurige Ausfallstrasse zur Autobahn. Dann gehts ueber ein Schnellstrassenkreuz auf eine vierspurige Strasse steil abwaerts. Unversehens versperrt mir das Kraftfahrstrassenschild die Weiterfahrt. Ueber Solin beraufwaerts (! erreicheich schliesslich dieKuestenstrasse. Diese fuehrt bei zunehmendem Rueckenwind angenehm schnell zum Ziel. Einen kurzen Besuch statte ich dem am Weg liegenden Flughafen von Split ab. Es gibt Direktfluege nach ganz Westeuropa - sogar nach Frankfurt.
 
In Trogir sind beide Hostels erst im Sommer geoeffnet. Eine Zimmervermittlungsagentur bietet mir eine private Ferienwohnung fuer 30 Euro an. Sie liegt wunderschoen etas oberhalb gegenueber der Altstadt - mit Blick auf Trogir. Die Altstadt von Trogir ist komplett als Weltkulturerbe klassifiziert.
 
Der zweite Radtag fuehrt nach Sibenik. Einige langezogene Steigungen im Hinterland machen dieTour etwas muehsam. Der Rueckenwind erleichtert die Tour aber andererseits. In Promosten, einem Museumsdoerfchen auf einer Insel mache ich Mittagspause. Inzwischen stuermt der Ostwind unangenehm durch die Gassen. 
 
Sibenik erreiche ich gegen 16:00 Uhr. Das Infobuero schliesst aber schon um 15:00 Uhr. Zwei Herren einer benachbarten Bar erklaeren mir, dass unmittelbar am Busbahnhof das Hostel "Golo" liegt. Dort bekomme ich fuer 100 Kuna ein fensterloses Innenzimmer mit zwei Betten fuer mich allein. Der Nachmittagsrundgang zeigt auch Sibeniks Altstadt von seiner schoenen Seite: Viele Plaetze sind schon renoviert - manches ist aber noch sehr verwittert. 
 
Abends imHostel luefte ich mein Zimmer durch die gegenueberliegende Kureche. Das wiedrhole ich dann auch nachts, weil mich in dem geschlossenen Raum zunehmender Husten plagt. Die frische Luft hilft etwas.
 
Am naechsten Morgen fuehle ich mich nicht fit - noch eine Nacht in diesem Zimmer moechte aber auch nicht verbringen. Ich starte in Richtung Zadar, beschliesse aber unterwegs nach mehreren Erholungspšausen, heute doch nur bis Biograd zu fahren. Morgens ist es sonnig und windstill, dann kommt aber zunehmendr Gegenwind auf. Zu allem Ueberfluss erzeugt einen Gewitter ueber den Bergen einen kurzen Regenguss auch auf der Kuestenstrasse. Das rettende Buswartehaeuschen erreiche ich erst eine Viertel Stunde zu spaet, als sich alle wieder gelrgt hat. Trotzem bin ich gruendlich durchnaesst.
 
In Biograd finde ich mit Hilfe einer Vermittlunsagentur eine Ferienwohnung im Haus "Jelena", die leider ziemlich heruntergekommen erscheint. Auch waechst Schimmel an den Aussenwaenden im Schlafzimmer. Nur durch heftiges Lueften kann ich weitere Hustenattacken vermeiden. 
 
Der Tag heute ist wieder windstill und sonnig. Die letzten 30 km nach Zadar verlaufen glatt. Schon um 11:00 Uhr bin ich in der traumhaft schoenen Altstadt. Im "Boutique Hostel Forum" finde ich wieder ein Bett in einer Viererkabine - wie vor zwei Jahren. Beim Altstadtbummel treffe ich ein Schweizer Paar, das mit dem Rad nach China (!) unterwegs ist.
 
Beim genauen Kartenstudium und dem Vergleich mit meiner Fahrt von vor zwei Jahren beschliesse ich, meineTour auf der Kuestenstrasse bis Rijeka fortzusetzen und von dort wieder mit dem Zug zurueck nach Zagreb zu fahren.
 
Viele Gruesse aus Zadar
 
Joachim Heidinger

29. März 2015

Der gestohlene Sattel

Hallo liebe Leser,
 
heute betrifft mich der erste Zwischenfall: Innerhalb von zwei Minuten wurde vom abgeschlossenen Fahrrad vor der Haustuer der Sattel gstohlen. Jetzt muss ich morgen versuchen, Ersatz zu beschaffen...
 
Gestern ist es erstmals fast wolkenlos bei stuermischem Ostwind. Ich muss einiges noch besorgen, was ich zu Hause vergessen habe: eine funktionsfaehige Luftpumpe fuer den erhoehten Druck im Hinterrad, eine Schreibkladde fuer mein Tagebuch, ein Feuerzeug fuer den Gaskocher...
Ein Hinweisschild an der Ausfallstrasse in Richtung Zagreb verspricht einen Kaufland - es wird eine lange Fahrt gegen den heftigen Wind. Es gibt dort alles, was ich suche. Die chinesische Luftpumpe erweist sich jedoch als unbrauchbar bei hohem Luftdruck. Also suche ich mit Hilfe des Infobueros einen Fachhaendler. Der verkauft mir dann auch eine moderne Fahrradpumpe fuer den zwoelffachen Preis wie die im Kaufland !
 
Den Nachmittag verbringe ich auf der gruenen Landspitze "Marjan". Sie  beendet die Halbinsel, auf der die Stadt Split liegt. Von hier oben hat man eindruchsvolle Aussichten auf die Bucht von Split und die Bergketten im Osten sowie - auf der anderen Seite - auf die vorgelagerte Inselwelt. Lange Wander- und Radwege werden rege genutzt.
 
Nach Abendessen und Dusche folgt ein Opernabend ! "Madame Butterfly" gibt es im hiesigen Stadttheater. Fuer 80 Kuna (=12 Euro) gibts einen Sitzplatz in der 13. Reihe. Die Sicht ist gut, der Sitz aber unbequem. Das Theatergebaeude aus dem 19. Jahrhundert ist ein Logentheater, d.h. es gibt keine Raenge, dafuer vier Reihen von uebereinanderliegenden Logen. Saenger und Orchester gestalten die Oper bravouroes - manchmal klingt etwas Lehar beim Orchesterstil durch. Die Hauptdarstellerin ist selbst Japanerin - das passt zur Rolle. Das Buehnenbild besteht nur aus verschiebbaren japanischen Waenden. So werden unterschiedliche Raeume gestaltet. Der Schlussapplaus uebertoent leider das Orchesterfinale - manchmal wird auch in den Schluss einer Arie hinein applaudiert...
 
Der Sonntag heute beginnt mit einem kollossalen Palmsonntagsgottesdienst in der (kleinen) Kathedrale, die im ehemaligen Mausoleum von Kaiser Diokletian eingerichtet wurde. Der Bischof und sein Ordinariat sowie eine Schar von Priesterschuelern bilden ein umfangreiches Personalaufgebot. Ein lautstarker Chor begleitet den Gottesdienst.
Zu Beginn wird die Palmweihe im roemischen Vorhof zelebriert, dann fuehrt eine Prozession in die Kirche. Die gesamte Passionsgeschichte wird im Kirchenton gesungen, zum Abschluss gibt es noch eine umfangreiche Litanei anstelle des Segens. Das ganze dauert fast zweieinhalb Stunden...
 
Nach dem Mittagessen moechte ich zu einer Nachmittagstour an der Kueste entlang in Richtung Osten aufbrechen. Mein Fahrrad steht im Keller des Hauses - heute ist die Zugangstuer verschlossen . Ich steige nochmals 5 Stockwerke hoch, um mir den Kellerschluessel an der Rezeption zu holen. Damit oeffne ich die Tuer und hole mein Fahrrad, schliesse es vor der Haustuer ab - wie sonst auch vor Beginn einer Tour. Ich bringe den Schluessel wieder hoch zur Rezeption. Nach wenig mehr als zwei Minuten bin ich wieder unten - der Sattel meines Fahrrades fehlt. Ich fluche zwar - muss mich aber fuegen. Das Rad kommt wieder zurueck in den Keller. Morgen muss ich versuchen, bei dem Haendler, der mir die teure Luftpunpe verkauft hat, einen neuen Sattel zu besorgen...
 
Ich werde mich nun mit einer Fusswanderung begnuegen. Es gibt einen Kuestenweg nach Osten entlang der Straende und Hotel-Ressorts. Der ist heute stark von Familien frequentiert. Bei strahlender Sonne trauen sich ein paar wenige schon ins Wasser. Ansonsten liegen sie am Ufer oder auf den Betonstufen. Mehrmals oeffnet sich der Blick auf das angrenzende Kuestengebirge. Auch ich goenne mir eine Pause in der Sonne am Kies- Strand liegend. Der Rueckweg kuerzt die Strecke etwas ab entlang schmaler Strassen oberhalb des Strandes.
 
Viele Gruesse aus dem gar nicht so sicheren Split
 
Joachim

27. März 2015

Split

Hallo,
wie vor zwei Jahren bin ich in der Jugendherberge in Zagreb in unmittelbarer Naehe des Bahnhofs untergekommen. Abends gesellt sich ein junger Mann aus Port Elizabeth (South Africa) in das gemeinsame Zimmer. Er wartet auf sein verloren gegangenes Gepaeck. Eigentlich wollte er nach Porec in Istrien.
 
Um 6:00 Uhr sollte er Wecker klingeln. Ich wache zwei Minuten vorher von alleine auf. Um 7:00 Uhr ist alles wieder verstaut. Der Weg zum Bahnhof dauert nur 5 Minuten. Der "IC" nach Split ist eine Neigetechmnik Triebwagen deutscher Bauart. Eigentlich hat er keinen Fahrradplatz - wohl aber eine Stellflaeche fuer einen Rollstuhl. Nach kurzer Diskussion erlaubt mir die Zugfuehrerin, dort mein Fahrrad zu verankern auch weil ich bereits eine durchgehende Fahrradkarte bis Split besitze.
 
Die Fahrt verlaeuft langsamer als gedacht. Die gesamte Trasse ist zwar erneuert. Dennoch gibt es unzaehlige Langsamfahrstellen, die den schnellen Zug bremsen. Nur wenige Kurven werden mit Neigetechnik durchfahren. Auf der Passhoehe (800 m) liegt auch hier noch eine geschlossene Schneedecke. Bisweilen regnet es heftig. Zwischendurch zeigt sich ein beeindruckendes Panorama des Velebitgebirges, das das Hinterland von der Adria trennt. In Knin scheint sogar die Sonne.
 
Mit 20 Min Verspaetung kommen wir in Split an. Gleich bedraengen mich mehrere aeltere Herren mit dem Schild "ROOMS ?" Ich moechte im Hostel uebernachten. Das wird aber schwieriger als geplant. Laut "Lonely Planet" wird das Hostel "Split" empfohlen. Erst finde ich die Strasse nicht, dann ist es in einer Hosteluebersicht nicht verzeichnet, beim Anruf erfahre ich, dass es erst um 18:00 oeffnet. Ich suche weiter und erfahre bei zwei weiteren Adressen, dass sie ueber das Wochenende ausgebucht sind. Man bietet mir ein schaebiges Appartment fuer 30 Euro an. Ich suche weiter. 
Im "backpackers fairy tale" finde ich dann doch noch ein Bett im Sechserschlafsaal - im fuenften Stock eines etablierten Mietshauses. Vom Balkon hat man freie Sicht auf die Bucht von Split. Es gibt eine Selbstkocherkueche, alles ist ziemlich neu. Die Nacht kostet nur 10 Euro. 
 
Der erste Rundgang fuehrt in die Altstadt, die im wesentlichen innerhalb eines ehemaligen roemischen Palastes entstanden ist. Entsprechend eng geht es also zu. Autoverkehr ist untersagt - man transportiert alles mit Elektrokarren wie in Zermatt. In der venezianischen Erweiterung der Stadt nach Sueden finde ich einen "BILLA" im Kellergewoelbe eines venezianischen Hauses. Es gibt Brot, Saft, Orangen und ein halbes gegrilltes Haehnchen zum Abendessen. 
 
Viele Gruesse aus dem sonnigen Split
 
Joachim
 

26. März 2015

Zagreb

Liebe Reisefreunde,
 
der erste Tag meiner Kroatienreise neigt sich zum Ende. Die Bahnanreise hatte wider Erwarten einige Tuecken:
Geplant war die Fahrt im Kurswagen von Frankfurt nach Zagreb. Der EC faehrt ansonsten nach Klagenfurt. Mein Zustieg sollte in Heidelberg sein.
Meine Fahrradreservierung vom Reisebuero hatte aber zwei verschiedene Wagennummern: erst im Teil nach Klagenfurt bis Villach, dann im Kurswagen nach Zagreb. Tatsaechlich war der Platz im Kurswagen aber ueber die gesamte Fahrt frei. Ich bin also in Heidelberg auch gleich in den richtigen Kurswagen eingestiegen.
Kurz vor Spittal teilte uns der Zugfuehrer mit, dass heute wegen eines "technischen Defekts" die Kurswagenuebergabe entfaellt - wir also in Villach doch umsteigen muessen. Fuer meine Gepaeckmenge mit 5 Teilen plus Fahrrad wurde das stressig. Die aelteren Reisenden liessen sich viel Zeit beim Aussteigen, sodass ich den Rangierer, der die leeren Wagen bereits wegschieben wollte,  erst ueberzeugen musste, dass ich mein Gepaeck in mehrern Portionen ausladen muss. 
Beim Einstieg in den neuen Zug standen dann prompt grosse Koffer im Fahrradabteil, die ich erst wegraeumen musste.
 
Die Sicht auf der Tauernstrecke war heute eher trueb. Auf der Nordseite kam zuletzt noch die Sonne zum Vorschein, auf der Suedseite gabs Dauerregen bis Slowenien. Erst jenseits der kroatischen Grenze blieb es trocken. Aber es ist warm - im Unterschied zu meinem Besuch vor 2 Jahren.
 
Wider Erwarten hat Kroatien den Euro immer noch nicht eingefuehrt. Also wird weiter in Kuna bezahlt. Auf dem Postamt (offen bis 24:00 Uhr !) konnte ich auch heute Abend noch Geld abheben. Auch ein "Billa" ist noch offen, um Sprudel und Brot zu besorgen.
 
Viele Gruesse aus Zagreb
 
Joachim