29. März 2015

Der gestohlene Sattel

Hallo liebe Leser,
 
heute betrifft mich der erste Zwischenfall: Innerhalb von zwei Minuten wurde vom abgeschlossenen Fahrrad vor der Haustuer der Sattel gstohlen. Jetzt muss ich morgen versuchen, Ersatz zu beschaffen...
 
Gestern ist es erstmals fast wolkenlos bei stuermischem Ostwind. Ich muss einiges noch besorgen, was ich zu Hause vergessen habe: eine funktionsfaehige Luftpumpe fuer den erhoehten Druck im Hinterrad, eine Schreibkladde fuer mein Tagebuch, ein Feuerzeug fuer den Gaskocher...
Ein Hinweisschild an der Ausfallstrasse in Richtung Zagreb verspricht einen Kaufland - es wird eine lange Fahrt gegen den heftigen Wind. Es gibt dort alles, was ich suche. Die chinesische Luftpumpe erweist sich jedoch als unbrauchbar bei hohem Luftdruck. Also suche ich mit Hilfe des Infobueros einen Fachhaendler. Der verkauft mir dann auch eine moderne Fahrradpumpe fuer den zwoelffachen Preis wie die im Kaufland !
 
Den Nachmittag verbringe ich auf der gruenen Landspitze "Marjan". Sie  beendet die Halbinsel, auf der die Stadt Split liegt. Von hier oben hat man eindruchsvolle Aussichten auf die Bucht von Split und die Bergketten im Osten sowie - auf der anderen Seite - auf die vorgelagerte Inselwelt. Lange Wander- und Radwege werden rege genutzt.
 
Nach Abendessen und Dusche folgt ein Opernabend ! "Madame Butterfly" gibt es im hiesigen Stadttheater. Fuer 80 Kuna (=12 Euro) gibts einen Sitzplatz in der 13. Reihe. Die Sicht ist gut, der Sitz aber unbequem. Das Theatergebaeude aus dem 19. Jahrhundert ist ein Logentheater, d.h. es gibt keine Raenge, dafuer vier Reihen von uebereinanderliegenden Logen. Saenger und Orchester gestalten die Oper bravouroes - manchmal klingt etwas Lehar beim Orchesterstil durch. Die Hauptdarstellerin ist selbst Japanerin - das passt zur Rolle. Das Buehnenbild besteht nur aus verschiebbaren japanischen Waenden. So werden unterschiedliche Raeume gestaltet. Der Schlussapplaus uebertoent leider das Orchesterfinale - manchmal wird auch in den Schluss einer Arie hinein applaudiert...
 
Der Sonntag heute beginnt mit einem kollossalen Palmsonntagsgottesdienst in der (kleinen) Kathedrale, die im ehemaligen Mausoleum von Kaiser Diokletian eingerichtet wurde. Der Bischof und sein Ordinariat sowie eine Schar von Priesterschuelern bilden ein umfangreiches Personalaufgebot. Ein lautstarker Chor begleitet den Gottesdienst.
Zu Beginn wird die Palmweihe im roemischen Vorhof zelebriert, dann fuehrt eine Prozession in die Kirche. Die gesamte Passionsgeschichte wird im Kirchenton gesungen, zum Abschluss gibt es noch eine umfangreiche Litanei anstelle des Segens. Das ganze dauert fast zweieinhalb Stunden...
 
Nach dem Mittagessen moechte ich zu einer Nachmittagstour an der Kueste entlang in Richtung Osten aufbrechen. Mein Fahrrad steht im Keller des Hauses - heute ist die Zugangstuer verschlossen . Ich steige nochmals 5 Stockwerke hoch, um mir den Kellerschluessel an der Rezeption zu holen. Damit oeffne ich die Tuer und hole mein Fahrrad, schliesse es vor der Haustuer ab - wie sonst auch vor Beginn einer Tour. Ich bringe den Schluessel wieder hoch zur Rezeption. Nach wenig mehr als zwei Minuten bin ich wieder unten - der Sattel meines Fahrrades fehlt. Ich fluche zwar - muss mich aber fuegen. Das Rad kommt wieder zurueck in den Keller. Morgen muss ich versuchen, bei dem Haendler, der mir die teure Luftpunpe verkauft hat, einen neuen Sattel zu besorgen...
 
Ich werde mich nun mit einer Fusswanderung begnuegen. Es gibt einen Kuestenweg nach Osten entlang der Straende und Hotel-Ressorts. Der ist heute stark von Familien frequentiert. Bei strahlender Sonne trauen sich ein paar wenige schon ins Wasser. Ansonsten liegen sie am Ufer oder auf den Betonstufen. Mehrmals oeffnet sich der Blick auf das angrenzende Kuestengebirge. Auch ich goenne mir eine Pause in der Sonne am Kies- Strand liegend. Der Rueckweg kuerzt die Strecke etwas ab entlang schmaler Strassen oberhalb des Strandes.
 
Viele Gruesse aus dem gar nicht so sicheren Split
 
Joachim

27. März 2015

Split

Hallo,
wie vor zwei Jahren bin ich in der Jugendherberge in Zagreb in unmittelbarer Naehe des Bahnhofs untergekommen. Abends gesellt sich ein junger Mann aus Port Elizabeth (South Africa) in das gemeinsame Zimmer. Er wartet auf sein verloren gegangenes Gepaeck. Eigentlich wollte er nach Porec in Istrien.
 
Um 6:00 Uhr sollte er Wecker klingeln. Ich wache zwei Minuten vorher von alleine auf. Um 7:00 Uhr ist alles wieder verstaut. Der Weg zum Bahnhof dauert nur 5 Minuten. Der "IC" nach Split ist eine Neigetechmnik Triebwagen deutscher Bauart. Eigentlich hat er keinen Fahrradplatz - wohl aber eine Stellflaeche fuer einen Rollstuhl. Nach kurzer Diskussion erlaubt mir die Zugfuehrerin, dort mein Fahrrad zu verankern auch weil ich bereits eine durchgehende Fahrradkarte bis Split besitze.
 
Die Fahrt verlaeuft langsamer als gedacht. Die gesamte Trasse ist zwar erneuert. Dennoch gibt es unzaehlige Langsamfahrstellen, die den schnellen Zug bremsen. Nur wenige Kurven werden mit Neigetechnik durchfahren. Auf der Passhoehe (800 m) liegt auch hier noch eine geschlossene Schneedecke. Bisweilen regnet es heftig. Zwischendurch zeigt sich ein beeindruckendes Panorama des Velebitgebirges, das das Hinterland von der Adria trennt. In Knin scheint sogar die Sonne.
 
Mit 20 Min Verspaetung kommen wir in Split an. Gleich bedraengen mich mehrere aeltere Herren mit dem Schild "ROOMS ?" Ich moechte im Hostel uebernachten. Das wird aber schwieriger als geplant. Laut "Lonely Planet" wird das Hostel "Split" empfohlen. Erst finde ich die Strasse nicht, dann ist es in einer Hosteluebersicht nicht verzeichnet, beim Anruf erfahre ich, dass es erst um 18:00 oeffnet. Ich suche weiter und erfahre bei zwei weiteren Adressen, dass sie ueber das Wochenende ausgebucht sind. Man bietet mir ein schaebiges Appartment fuer 30 Euro an. Ich suche weiter. 
Im "backpackers fairy tale" finde ich dann doch noch ein Bett im Sechserschlafsaal - im fuenften Stock eines etablierten Mietshauses. Vom Balkon hat man freie Sicht auf die Bucht von Split. Es gibt eine Selbstkocherkueche, alles ist ziemlich neu. Die Nacht kostet nur 10 Euro. 
 
Der erste Rundgang fuehrt in die Altstadt, die im wesentlichen innerhalb eines ehemaligen roemischen Palastes entstanden ist. Entsprechend eng geht es also zu. Autoverkehr ist untersagt - man transportiert alles mit Elektrokarren wie in Zermatt. In der venezianischen Erweiterung der Stadt nach Sueden finde ich einen "BILLA" im Kellergewoelbe eines venezianischen Hauses. Es gibt Brot, Saft, Orangen und ein halbes gegrilltes Haehnchen zum Abendessen. 
 
Viele Gruesse aus dem sonnigen Split
 
Joachim
 

26. März 2015

Zagreb

Liebe Reisefreunde,
 
der erste Tag meiner Kroatienreise neigt sich zum Ende. Die Bahnanreise hatte wider Erwarten einige Tuecken:
Geplant war die Fahrt im Kurswagen von Frankfurt nach Zagreb. Der EC faehrt ansonsten nach Klagenfurt. Mein Zustieg sollte in Heidelberg sein.
Meine Fahrradreservierung vom Reisebuero hatte aber zwei verschiedene Wagennummern: erst im Teil nach Klagenfurt bis Villach, dann im Kurswagen nach Zagreb. Tatsaechlich war der Platz im Kurswagen aber ueber die gesamte Fahrt frei. Ich bin also in Heidelberg auch gleich in den richtigen Kurswagen eingestiegen.
Kurz vor Spittal teilte uns der Zugfuehrer mit, dass heute wegen eines "technischen Defekts" die Kurswagenuebergabe entfaellt - wir also in Villach doch umsteigen muessen. Fuer meine Gepaeckmenge mit 5 Teilen plus Fahrrad wurde das stressig. Die aelteren Reisenden liessen sich viel Zeit beim Aussteigen, sodass ich den Rangierer, der die leeren Wagen bereits wegschieben wollte,  erst ueberzeugen musste, dass ich mein Gepaeck in mehrern Portionen ausladen muss. 
Beim Einstieg in den neuen Zug standen dann prompt grosse Koffer im Fahrradabteil, die ich erst wegraeumen musste.
 
Die Sicht auf der Tauernstrecke war heute eher trueb. Auf der Nordseite kam zuletzt noch die Sonne zum Vorschein, auf der Suedseite gabs Dauerregen bis Slowenien. Erst jenseits der kroatischen Grenze blieb es trocken. Aber es ist warm - im Unterschied zu meinem Besuch vor 2 Jahren.
 
Wider Erwarten hat Kroatien den Euro immer noch nicht eingefuehrt. Also wird weiter in Kuna bezahlt. Auf dem Postamt (offen bis 24:00 Uhr !) konnte ich auch heute Abend noch Geld abheben. Auch ein "Billa" ist noch offen, um Sprudel und Brot zu besorgen.
 
Viele Gruesse aus Zagreb
 
Joachim