3. Juni 2012

Limassol

Hallo aus Zypern,

seit dem letzten Sonntag bin ich nun weiter gefahren nach Limassol, die zweite grosse Stadt an der Suedkueste. Mit vollem Gepaeck gings zunaechst bis zum "Governor's Beach" einem Abschnitt mit Kreidefelsen und kleinen Badebuchten. Angegliedert ist ein Campingplatz, der aber vor allem von Dauercampern und kleinen Ferienhaeusern besiedelt ist. Ein rudimentaerer Zeltplatz steht Tagesgaesten zur Verfuegung. Der "Duschblock" wird gerade erst aus der Winterstarre befreit. Ein junges Paar aus Koeln startet hier auch ihre Zypernrundreise - allerdings mit Auto und Zelt.

Die naechste Etappe betraegt nur noch 30 km. Zwischenstopp ist in Amathous, der Ausgrabungsstaette eines ehemaligen Stadtkoenigtums. Vom Reichtum der Stadt zeugt noch die Infrastruktur mit verschiedenen Wassernetzen und Entsorgung. Mehr als die Gebaeudeumrisse sind aber nicht mehr erhalten.

Schon 10 km vor dem Stadtzentrum beginnt eine endlose Hotelfront mit mehr oder weniger teuren Hotelburgen. Ich suche das Guesthouse "Luxor". Es liegt direkt in der Fussgaengerzone. Allerdings ist an dem Anwesen seit 50 Jahren nichts mehr renoviert worden. Ein sehr alter Herr fuehrt das Haus - Tag und Nacht. Er ist fuer alles zustaendig. Ich bleibe allerdings der einzige Gast, nutze die zwei Tage dort fuer das Kennenlernen der Altstadt mit Burg, ehemaliger Carobmuehle, schoenem Stadtpark,... Die naechsten vier Tage buche ich im "Village Hotel" - fuer 10 Euro mehr, dafuer aber mit eigener Dusche, Klimaanlage und Hotelfruehstueck.

Vier Ausfluege mit dem Rad gelingen von hier aus. Noch am Umzugstag starte ich zur Halbinsel Akrotiri. Vorbei am neuen Hafen, einem riesigen Containerumschlagplatz, gehts quer durch die britische Zone zu einem idyllischen Salzsee. Im abgelegensten Teil gibt es ein Nonnenkloster, das bekannt ist durch seine zahlreichen Katzen, die der Schlangenbekaempfung dienen sollen. Der Rueckweg fuehrt ueber eine Piste durch den trockenen Teil des Salzsees zu einem 4 km langen unberuehrten Kiesstrand gegenueber der Stadt.

Die wirklich grossartige Ausgrabung sieht man in Kourion, 20 km westlich von Limassol. Hier findet man auf einem Bergruecken ueber der Steilkueste alles, was eine griechisch-roemische Stadt ausmacht: Ein wunderschoenes Theater mit Blick ueber das Meer, eine Villa mit gut erhaltenen Mosaiken, eine fruehchristliche Basilika, ein Stadium (griechischer Art) und ein Apollo-Heiligtum mit dekorativ wieder aufgerichteten Saeulen.

Der dritte Tag fuehrt mich in die Berge am Rande das Troodosgebirges. Hier gedeiht der zyprische Wein, durchaus gut geniessbar. Die Hoehenlage (600m - 800m) ist eher ungewohnlich, aber der sommerlichen Trockenheit in der Ebene geschuldet. Auf gut ausgebauten Strassen gehts muehsam aufwaerts, anfangs in der Naehe der Stadt mit viel Verkehr. Einsam (und steil) werden die Strassen im Weinbaubereich. Vielfach werden nur schmale Terrassen genutzt. Die Weinstoecke stehen frei und erzeugen niedrige, buschartige Reben. Geerntet wird nur von Hand.
Der Abschluss der Rueckfahrt gleicht einem Anflug auf die Ebene von Limassol: Von 400m Hoehe verlaeuft die Strasse fast gerade abwaerts mit staendig wechselnder Perspektive auf die auf Meereshoehe liegende Ebene - ein grandioser Abschluss einer anstrengenden Tour (ca 80 km und 1000 Hoehenmeter).

Heute gehts nach dem Fruehgottesdienst (8:00 Uhr) nochmals ins Hinterland. "Commandaria" heisst ein likoeraehnlicher Rotwein, der nur hier produziert werden darf. Die spaet geernteten Trauben werden noch einige Tage in der Sonne gedoerrt, bevor sie gekeltert werden. Im Weinmuseum durfte ich ein Likoerglaeschen probieren. Er erinnert an Sherry - mit exotischen Aromen (Nuss, Kaffee,...). Die Anbaubereiche sind oft nur schmale Mulden in einer Senke oder steile sehr sonnige Haenge. Die Doerfer sind eher untypisch fuer Weindoerfer - viele neue Gebaeude verdecken die alte Struktur und zeugen vom neuen Reichtum der griechischen Zyprioten.

Viele Gruesse aus dem sommerlichen Zypern.

Joachim Heidinger