24. März 2013

Schnee in Zagreb

Hallo,
 
die Hoffnung auf Fruehlungswetter wurde enttaeuscht. Seit heute Nacht schneit es ununterbrochen. Inzwischen sind Wiesen und Daecher mit einer geschlossenen Schneedecke ueberzogen. Die Strassen sind nass. Die Temperaturen bewegen sich um den Nullpunkt. Dennoch bin ich in der Stadt unterwegs. Gestern war es noch trocken, aber nur 5 Grad "warm".
 
Gestern musste ich die Unterbringung wechseln. Zuerst nutze ich aber den kostenlosen Internetzugang in der JH fuer eine erste Mail nach Hause. Das neue Ziel Hostel "Ravnice" bietet ein Einzelzimmer und eine Selbstkocherkueche fuer den gleichen Preis wie die JH im Schlafsaal. Allerdings liegt das Haus etwa 3km ausserhalb beim Stadtpark "Maksimir"- mit dem Rad kein Problem. Gegen Mittag beziehe ich mein neues Zimmer, kann dann das ausgefallene Fruehstueck nachholen, bevor es wieder aufs Rad geht.
 
Die attraktive Altstadt lockt mich zum Besuch mit dem Rad. Zuerst geht es auf den Kathedralberg "Kaptol". Eine ueberdimensionierte neugotische Kathedrale wird umschlossen von den Gebaeuden des Bischofspalastes.  Zu Fuessen der Kathedrale liegt der Grosse Markt fuer Obst und Gemuese, ergaenzt durch ueberdachte Teile fuer die uebrigen Lebensmittel.
 
Ich fahre weiter zu den grossen Museen. Das "Mimara" verschiebe ichauf morgen, weil es schon in einer Stunde schliesst. In der Oper gab es gestern Lohengrin aus Wuerzburg (!), heute ist Ruhetag. In einer Imbissstube finde ich Fish and Chips fuer 18 Kn (2.50 Euro). Ich schlendere noch durch die Einkaufsstrassen. Viele Restaurants haben in der Hoffnung auf den Fruehling schon ihre Freisitzmoebel aufgestellt - kaum jemand nutzt heute die Gelegenheit. Um 18:00 finde ich mich wieder in der Kathedrale ein - zur Vorabendmesse in kroatischer Sprache. Zum Glueck sind die Messteile ueberall gleich - ich verstehe das eine oder andere Wort aufgrund der bekannten Messtexte.
Auch im "Ravnice" ist die Interntnutzung kostenlos. Die Wetterberichte fuer morgen sagen dauerhaften "leichten" Schneefall voraus - keine guten Aussichten auf eine Fruehlingstour.
 
Heute schneit es dann tatsaechlich den ganzen Tag, zuerst mit Regen vermischt - inzwischen aber mit dicken Flocken, die auch liegen bleiben. Ich starte dennoch zum Museum "Mimara". Die Sammlung eines erst 1987 verstorbenen reichen Kroaten wird dort gezeigt. Sie ist ein Abbild des reichen Buergertums zu Beginn des zwanzigsten Jahrhunderts: Vom altaegyptischen Pharaonenkopf, ueber griechische Figuren und chinesisches Porzellan reicht das Spektrum bis zu einer umfangreichen Gemaeldesammlung aus dem 18. und 19. Jhdt. Auch eine Figur aus Frankenthaler Porzellan ist mal wieder dabei - zuletzt sah ich eine in Melbourne - auch aus einer Privatsammlung.
 
Der Weg zurueck in die Altstadt fuehrt mich in die malerische Oberstadt rund um die Markuskirche. Die Strassen tragen zum Teil noch ihre oesterreichischen Namen. Eine Vielzahl historischer Museen sind hier versammelt - leider schliessen alle sonntags schon um 14:00 Uhr.
 
Auf dem Rueckweg erkundige ich mich am Hauptbahnhof noch nach einem Zug nach Rijeka. Morgen um 07:52 Uhr faehrt ein Regionalzug, der auch Fahrraeder mitnimmt. Die Fahrkarte kostet nur 111 Kn (15 Euro), fuers Fahrrad werden beim Schaffner nochmals 30 Kn faellig. Laut Wettervorhersage ist es an der Adria rund 10 Grad waermer - zunaechst soll es aber auch dort regnen. Also erspare ich mir die Fahrt uebers Gebirge im Schneegestoeber. Vielleicht erlaubt das Wetter in zwei Wochen die Rueckfahrt mit dem Rad.
 
Viele Gruesse aus dem winterlichen Zagreb
 
Joachim Heidinger