16. September 2011

Rueckreise

Hallo liebe Reisefreunde,

zwei Tage goenne ich mir auch in Tallinn. Die Stadt brummt touristisch. Das mag an der Naehe zu Helsinki liegen oder am Matrathonlauf oder an der Auswahl als Kulturhauptstadt. Jeden Abend gibt es mehrere kulturelle Veranstaltungen. Am ersten Abend lande ich im Opernhaus: Nach der Musik von Sir Malcolm Arnold gibt es ein Ballett "Die drei Musketiere" - sehr englische Musik und perfekte Choreographie. Am zweiten Abend bin ich in der Karlskirche bei Verdis "Missa da Requiem" - ein absolutes Highlight musikalisch und in Bezug auf die Auffuehrung.

Ja die Stadt begeistert natuerlich auch. Nach dem regnerischen Start sind die naechsten beiden Tage gut bis sehr gut. Am Sonntag strahlt (zum letzten Mal) die baltische Sonne. Von der Oberstadt habe ich perfekte Ausblicke in die Altstadt und die Region. Der zweite Tag beginnt bewoelkt, klart dann aber auf. Schloss Kadriorg ist zunaechst das Ziel, ein Barockschloss, das an Ludwigsburg erinnert, dann der botanische Garten am Fluss Pirita - noch sehr urspruenglich, obwohl kaum 5 km von der Stadtgrenze entfernt.

Auf dem Rueckweg erfahre ich, dass am Sonntag die "St. Peter Line" fuer 49 Euro (Kabine !) nach St. Petersburg und zurueck gefahren ist und, dass es fuer solche Zwecke ein Drei-Tage-Visum fuer 20 Euro gibt - leider eine verpasste Chance...

Der dritte Tag sollte eigentlich der Abreisetag sein. Dauerregen bewegt mich, auch hier noch einen Tag dranzuhaengen. Das KuMu, das grosse Kunstmuseum (Das Gebaeude ist schon ein Hit) besuche ich. Es gibt estonische und russische Malerei aus der Vor- und Nach-Stalinzeit. Dazwischen tricksen sich estonische Maler so durch...

Auch der naechste Tag ueberzeugt mich nicht, weiter Rad zu fahren. So verfolge ich meinen urspruenglichen Plan und fahre mit der Bahn in die Universitaetsstadt Tartu. Das Fahrrad kann ich voll beladen in den Zug schieben. Tartu hat einen vorbildlich restaurierten Rathausplatz mit geschlossen klassizistischer Gebaeudefront und einen eigenen Universitaetsberg. Auf diesem steht noch die Ruine des Domes, der vor 200 Jahren abgebrannt und nicht wieder aufgebaut wurde. Drum herum siedeln sich die verschiedenen Fakultaeten an. Vor allen Anatomie und Embriologie wurde hier bereits im 18. Jhdt. entwickelt.

Am zweiten Tag in Tartu versuche ich auf einer 40 km-Exkursion nochmals das Fahrrad zu bewegen. Ein bissiger Westwind macht das Radfahren in dieser Richtung zur Qual - und in dieser Richtung gehts 300 km nach Riga.

Heute Morgen herrscht auch in Tartu Dauerregen. Also nutze ich die einzige Zugverbindung nach Riga: mit dem Bummelzug in die Grenzstadt Valka, dort umsteigen in den naechsten Bummelzug nach Riga. Insgesamt ist man 4 1/2 Stunden unterwegs. Dafuer ist es trocken und das Fahrrad kann mit Gepaeck mitgenomen werden.

Hier komme ich wieder im gleichen Hostel wie vor zwei Wochen unter. Inzwischen hat auch hier die Oper ihr Programm gestartet.

In zwei Tagen gehts weiter - wahrscheinlich mit dem Zug nach Liepaja. Von dort sind es dann nur noch 90 km nach Klaipeda, wo die Faehre nach Sassnitz abfaehrt. Aus der urspruenglich geplanten Kuestentour entlang der lettischen Kueste wird wohl nichts mehr. "Es ist Herbst und da regnet es in Lettland", ist der Kommentar der Hostelbetreiberin.

Viele Guesse also nochmals aus Riga

Joachim Heidinger