17. Januar 2012

Cape Town II

Hallo liebe Reisefreunde,

nach mener ersten Rundreise durche die Winelands bin ich nun wieder in Cape Town gelandet.

Uebermorgen faehrt der Zug nach Johannesburg, wo die dreiwoechige Safari-Tour beginnt.

Wie immer ist es spannend, wie das umfangreiche Gepaeck auf dem neuen Fahrrad verteilt werden kann. Erstmals habe ich die grossen Packtaschen fuer hinten nicht dabei, dafuer aber zwei kleine fuer die Lowridertraeger vorne. Sie werden mit Kueche und Reparaturwerkzeug bestueckt. Der Rest bleibt im Rucksack, der hinten quer auf den Gepaecktraeger verspannt ist. Der kleine Rucksack liegt - wie immer - obenauf und enthaelt jetzt den Strassenatlas und die Wasserflasche.Das funktioniert erstaunlich stabil.

Erstes Reiseziel ist das nur 25 km entfernte Muizenberg an der False Bay auf der Ostseite der Kaphalbinsel. Die M4 fuehrt durch mehrere zusammengewachsene Vororte. Das bedeutet viel Verkehr, viele Ampeln und dazu noch Gegenwind. Ich bin froh, um 13:00 Uhr im Ocean Echo Hostel angelandet zu sein. Regina hatte mich angekuendigt und mir den Weg dorthin beschrieben. Eine Ausschilderung gibt es nicht.

Muizenberg ist ein Kultort fuer Wellensurfer. Derzeit herrscht aber schon Nachsaison. Der Strand ist weigehend leer - vielleicht auch weil es zu windig ist. Ich lege den St. James Walk zum naechsten Ort direkt an der Felsenkueste zurueck. Manchmal spritzt die Gischt bis auf den Weg.

Der naechste Morgen ist sehr sonnig - es verspricht heiss zu werden. Eine 50 km Strecke liegt vor mir nach Stellenbosch - einem der bekannten Weinorte. Doch zunaechst folge ich der Kuestenlinie. Ueber mehrere Duenen geht es auf und ab. Rechts sieht man die schoene Sandkueste.

Unerwartet erscheinen links dann ausgedehnte TownShips (Khayelitsha), die alle Vorurteile von menschenunwuerdigen Unterkuenften bestaetigen. Ein kleiner Teil ist zwar mit Strassen und Elektrizitaet erschlossen. Der groesste Teil besteht nur aus fensterlosen Wellblechschachteln - ohne Wasser oder Sanitaer. Offenbar wurden einige zentrale Toilettenhaeuschen aufgestellt. Auf der anderen Seite der N2 aendert sich die Situation schlagartig. Die Weingueter protzen mit ihrem Reichtum und dokumentieren dies durch lange Baumalleen, die zu schlossartigen Haeusern fuehren. Die Erntarbeiter kommen wohl aus den oben beschriebenen Townships.

In Stellenbosch bin ich zum Zeitpunkt der groessten Mittagshitze. Zum Glueck liegt die Travellers Lodge direkt gegenueber vom Bahnhof. Ich bekomme ein Bett im Sechser Dormitory und bleibe dort allein. Allerdings ist der Raum unertraeglich heiss, da den ganzen Tag die Sonne drauf scheint....

Stellenbosch ist ein schoenes Oertchen, dem man seinen Reichtum ansieht. Noch am gleichen Nachmittasg besuche ich das Spielzeug- und Miniaturmuseum. Es ist vor allem aus Privatsammlungen hervorgegangen, einer Unmenge von Original Dinky Autos im Massstab 1:32. Auch ein deutscher Ankerbaukasten aus Rudolstadt und eine MaerklinLok aus der Vorkriegsproduktion beweisen das Gespuer fuer hochwertiges Spielzeug. Wunderschoen sind die Puppenhaeuser eingerichtet, meist Handarbeit.

Der zweite Tag ist dem Dorfmuseum gewidmet, in dem originale Haeuser aus der Gruenderzeit erhalten und mit alten Moebeln im Stil der jeweiligen Zeit ausgeruestet sind. Am Nachmittag besuche ich "Die Bergkelder", das groesste Weingut am Ort, das seinen Erfolg auf die Idee gruendet, die Weinlagerung in einen Bergkeller zu verlagern. Heute allerdings lagert der Wein in stainless steel Containern in klimsatisierten Industriehallen. In der beeindruckenden vollautomatischen Abfuellanlage werden auch fuer andere Winzer die Flaschen befuellt.

Ueber den ersten 400 m hohen Pass gehts nach Franschhoek, ein Staedtchen dessen Ursprung auf ausgewanderte Hugenotten zurueckgeht. Mit leichtem Schieben ist die Passhoehe schnell erklommen, Dann gehts zuerst rasant wieder bergab ins Tal des Berg River und flach bis an die Ortsgrenze. Etwas abseits der Hauptstrasse finde ich Unterkunft in einer Obstfarm. Im Obergeschoss kann ich zwei Tage lang die Ferienwohnung fuer mich allein nutzen. Am Nachmittag besuche ich noch das Hugenotten-Museum, in dem die Namensgeschichte der Eingewanderten aufgearbeitet wurde. Ueber deutsche Namen wie Brendel, Lambrecht, Schiffer wurde leider nicht geforscht.

Der Weg ueber den 700 m hohen Franschhoek Pass ist am heutigen Tag geplant. Es ist bewoelkt, droht zu regnen. Trocken und mit angenehmner Kuehlung gelange ich auf die Passhoehe. Bei der Abfahrt auf der Gegenseite gelange ich jedoch in einen kraeftigen Schauer, der mich trotz Regencape heftig durchnaesst. In der Sonne des Theewaterskloof Sees trocknet alles wieder schnell. Der Rueckweg - jetzt gegen den Wind - ist muehsamer als gedacht. Der Blick ueber das sonnenbeschienen Franschhoek von der Passhohe lohnt aber die Muehe.

Das naechste Ziel ist Paarl 30 km unterhalb von Franschhoek am Berg River. Schon nach 2 Stunden bin ich dort, finde fuer 250 Rand ein Zimmer in einer Privatpension - mit Fruehstueck und Klimaanlage !. Noch am gleichen Nachmittag erklimme ich das Afrikaans Language Monument auf dem Ruecken der Paarl Mountains. Von hier kann man nach beiden Seiten ungehindert di Berge geniessen, nach Westen den Tafelberg nach Osten die Passhoehe der Drakensteinberge.

Den letzten Tag in Paarl widme ich nach dem katholischen Gottesdienst dem Besuch der KWV, einer sehr grossen Weinfabrik und dem groessten Hersteller von Brandy in South Africa. Als ich zur 11:00 Uhr Fuehrung komme bin ich allein. Der Kommentator ist selbst deutschsprachig, sodass die Tour zu einer intensiven Darlegung der Unterschiede deutscher und Suedafrikanischer Weinproduktion wird. Zuletzt gibt es - wie auch in Stellenbosch - eine Weinprobe mit 5 ausgewaehlten Weinen. Hier endet die Probe natuerlich mit einem der selbst produzierten Brandys.

Am Nachmittag traue ich mich, trotz der Hitze noch auf eine kleine Exkursion zum Nachbarort Wellington. Auf der Hinfahrt komme ich wieder an TownShipSiedliungen vorbei - auf dem Rueckweg folge ich einer idyllischen Weinstrasse.

Gestern kam nun die laengste Etappe: 80 km von Paarl nach CapeTown. Die Wirtin warnt mich noch, heute sei der heisseste Tag bisher vorhergesagt. Ich folge der - wenig befahrenen - Old Paarl Roead, die parallel zur neu gebauten Autobahn erhalten blieb. Allerdings fuehrt auch sie in Kraaifontein durch ausgedehnte TownShips. Meist bewohnen die Schwarzen hier aber ordentliche Steinhaeuser, die mit Regierungshilfe schon fuer 25.000 Euro zu haben sind.

In CapeTown steuere ich mit letzter Kraft wieder das Ashanti Hostel an: Leider ausgebucht, weil ich einen Tag frueher als geplant wieder in CapeTown bin. So gehe ich auf die muehsame Suche nach einer Alternative. Im Backpackers on High Level werde ich fuendig. Der Zustand ist zwar wesentlich duerftiger als im Ashanti, dafuer belege ich aber ein Viererzimmer allein (fuer 150 Rand).

Heute nun kann ich wieder ins gepflegte Ashanti umziehen. Nach dem Aufladen des Handys im Victoria Mall nehme ich an einer interessanten Fuehrung durch das neue Cape Town Stadium teil, incl Praesidenten Suite und Gefaengniszellen. Der Nachmittag ist zwei Museen gewidmet: der South African National Art Gallery und den Jewish Museum. Moderne Kunst einheimischer Kuenstler zeigt das erste, eine beeindruckende Aufarbeitung des Holocaust bietet das andere. Auch die Rolle Suedafrikas wird nicht ausgespart. Es gab - trotz der Beteilung Suedafrkas an der AntiHitlerKoalition - bedeutande Kraefte ("Grey Shirts"), die antisemitisch eingestellt waren und sich der Aufnahme auswandernder deutscher Juden widersetzten.

Nach soviel Kultur folgt nun das Abenteuer einer gefuehrten Safari von Johannesburg zurueck nach Cape Town.

Bis dann
Joachim Heidinger