4. April 2015

Karlobag im Regen

Hallo liebe Leser,
 
nach einem einzigen Nachmittag im wunderschoene Zadar faellt der Abschied am naechsten Morgen schwer. Auch das Hostel zeigt sich von seiner besten Seite: ein kleines Fruehstueck ist im Preis inbegriffen.
 
Die Ausfahrt in Richtung Zagreb ist gut beschildert, allerdings auch sehr verkehrsreich. Zunaechst ist die Ausfallstrasse vierspurig. Der Radfahrer auf der rechten Spur wird nur unwillig durch einen Spurwechsel ueberholt - oft wird versucht doch noch an mir vorbeizukommen. Das behindert dann aber den Verkehr auf der linken Spur - es gibt aergerliches Hupen...
 
Nachdem die Stadtgrenze erreicht ist, oeffnet sich heute ein fantastisches Panorama des Velebitgebirges. Eine baumlose Karstlandschaft zeigt vielgestaltige Felsformationen. Ab 1000 m sind die Berge noch mit Schnee bekraenzt. Auf dieses Gebirge fahre ich zunaechst 20 km weit zu. Allerdings weht mir heute ein eisiger Wind von den Hoehen entgegen. Das wird gemildert durch strahlenden Sonnenschein. Vor zwei Jahren legte ich diese Strecke in umgekehrter Richtung bei stroemendem Dauerregen zurueck - ohne Sicht. Heute glaenzt das Wasser der Velebit-Bucht und des durch einen Kanal verbundenen Novigrad-Sees in der Sonne. Ueber diesen Kanal ist 2005 eine hohe Bogenbruecke gebaut worden, die die bestehende Faehre ersetzte. Von der Mitte der Bruecke kann man am Bungee-Seil in die Tiefe springen. 
 
Nachdem ich endlich die Kuestenlinie erreiche, bewege ich mich weitgehend im Windschatten des Gebirges ausser beim Ueberqueren der Seitentaeler. Ich komme gut voran und finde am Tagesziel Starigrad gleich am Ortseingang eine sehr schoenes Zimmer im Hotel fuer Wanderer im Paklenica-Nationalpark. Nach dem Einrichten im Zimmer starte ich zu einem Ausflug in die Paklenica-Schlucht. Die ersten 4 km lassen sich mit dem Rad fahren. Dann geht es durch eine von senkrechten Waenden begrenzte Klamm. Zahlreiche Kletterer haengen dort am Seil - vom Anfaenger bis zum Profi. Der Bereich scheint eines der europaeischen Kletterparadiese zu sein...
Auf 250 m Hoehe beginnt ein flaches Hochtal, das bis zu einer Berghuette fuehrt. Ich kehre um, um vor Sonnenuntergang wieder zurueck zu sein.
 
Heute Morgen begruesst mich dicht bewoelkter trueber Himmel. Das umfangreiche Hotelfruehstueck staerkt fuer den Tag. Der Wirt fragt noch, wie weit ich heute fahre, welche Tagesetappen ich ueblicherweise zuruecklege. Nur 50 km scheinen ihn etwas zu enttaeuschen. Die jugendlichen Reiseradler, die hier zahlreich unterwegs sind, fahren meist ueber 100 km am Tag.
 
Leichter Rueckenwind erleichtert die Fahrt ueber die steigungsreiche Route. Immer wieder ist der Blick frei hinueber zur Insel Pag oder in die schroffen Seitentaeler des Velebit. Vor mir senken sich sichtlich die Wolken. Am Gebirgskamm regnet es bereits. Ca 10 km vor dem Ziel beginnt es auch an der Kueste zu nieseln. Als Regenschutz genuegt noch der Anorak. Der Nieselregen geht in zunehmenden Dauerregen ueber.
 
Das Hotel "Velinac" in der Dorfmitte von Karlobag rettet mich vor durchdringender Naesse. Nach kurzer Verhandlung kostet das Zimmer wieder nur 200 Kn wie auch in Starigrad - allerdings ohne Fruehstueck. Es hat auch bei weitem nicht die Qualitaet. 
 
Viele Gruesse aus dem regennassen Karlobag
 
Joachim Heidinger